Die besonderen Eigenschaften des Wassers und der darin bestehenden Druckverhältnisse, sind die Ursache für spezielle optische Phänomene und für Beeinträchtigungen des Auges und seiner Funktionen.
(Symbolphoto Tauchsport: depositphotos.com)
Mit blossem geöffnetem Auge ist - durch die optischen Wirkungen des direkten Kontaktes des Wassers mit der Hornhaut des Auges - die Sehschärfe unter Wasser stark herabgesetzt. Die entstehende “Wasserlinse” erzeugt eine Fehlsichtigkeit von 53 Dioptrien, da die Brechkraft der Hornhaut aufgehoben wird und nur noch die Linse zum Fokussieren verblieben ist. Mittels einer Spezialkontaktlinse (ca. 43-45 Dioptrien stark) könnte dies theoretisch ausgeglichen werden. Kommt man dann jedoch an die Wasseroberfläche, sieht man mit dieser Kontaktlinse kaum etwas.
Wenn Luft zwischen Hornhaut und Wasser ist (z.B. eine Schwimmbrille oder Tauchermaske mit ebener Oberfläche), steigt die Sehschärfe wieder, denn die Brechkraft der Hornhaut kommt wieder zum Tragen. Zu bedenken ist aber weiterhin, dass Wasser eine um 1/3 größere Dichte gegenüber Luft hat. Durch die andere Lichtbrechung an einer Taucherbrille scheint das Gesehene unter Wasser 33% (1/3) größer und 25% (1/4) näher zu sein. Dies gilt aber nur für den näheren Bereich, der allerdings auch der bedeutsamere ist. Ab dem sogenannten Umkehrpunkt werden Objekte kleiner und weiter entfernt wahrgenommen. Der Umkehrpunkt hängt von der Klarheit beziehungsweise Trübung des Wassers und von der Wassertemperatur ab. Je klarer das Wasser, um so weiter ist der Umkehrpunkt vom Taucher entfernt. Dies kan bei klarem Wasser mehr als 15 Meter sein. Diese physikalischen Besonderheiten müssen bei der Entfernungsschätzung unter Wasser berücksichtigt werden.
(Symbolphoto Entfernungen unter Wasser depositphotos.com)
Durch Trübungsteilchen im Wasser nimmt mit zunehmender Tiefe die Entfernung, in der wir sehen können und die Helligkeit und Farbintensität ab, da die Teilchen das Licht streuen und so wie ein Filter für die verschiedenen Lichtfarben (Wellenlängen) wirken. Ohne zusätzliche Beleuchtung verschwinden Rottöne dabei bereits in 5 m Tiefe, Orange in ca. 15 m, Gelb in 30 m, Grün in 50 m und nur Blauviolett bleibt bis zur Sichtbarkeitsgrenze erkennbar. Deswegen haben viele Fische Farbrezeptoren, die den Ultraviolettbereich mit abdecken (vergl. Sehen im Tierreich). So sehen bei trübem Wasser "Nemo & Co." ohne künstliche Unterwasserbeleuchtung für uns plötzlich nicht mehr bunt und niedlich, sondern langweilig aus. Wer Korallen und Fische in voller Farbpracht photographisch abbilden möchte, muss daher nahe der Wasseroberfläche bleiben – oder mit einem Rotfilter gegensteuern. Ab 10 Meter Wassertiefe ist es grundsätzlich sinnvoll, eine zusätzliche Beleuchtung wie einen Blitz oder eine Lampe zum Photographieren und Filmen zu nutzen s.auch HIER. Es gibt aber auch Beispiele, bei denen man erstaunlich weit (über 100m) unter Wasser sehen kann, da praktisch keine Trübungsteilchen vorhanden sind. Dies ist z.B. im Silfra-Canyon, der wassergefüllten Spalte zwischen den Kontinenten in Island, der Fall. Aber auch hier kommt es zu den beschriebenen Farbveränderungen, nur jeweils tiefer.
(Symbolphoto Licht unter Wasser depositphotos.com)
Durch die Tauchermaske ist das Gesichtsfeld von 270 Grad horizontal auf, je nach Maske, 110 Grad horizontal eingeschränkt, d.h. die Erkennbarkeit von Dingen zur Seite hin, ist sehr schwer. Dessen ist sich der Taucher aber in der Regel nicht bewusst ! Man muss also zur Orientierung viel den Kopf seitlich bewegen. Schaut man aus der Tiefe senkrecht zur Wasseroberfläche, erkennt man die Dinge über Wasser wie durch ein rundes Fenster, eine Art Weitwinkelobjektiv. Ausser den senkrecht darüber befindlichen Gegenständen ist alles etwas versetzt. Man spricht auch von “Röhrensehen”, da man durch ein “Fenster” von 97° sehen kann und alles daneben durch Reflexion von der Wasserunterfläche komplett reflektiert wird, d.h. direkt neben dem Rand des Fensters sieht man nichts von der Aussenwelt (s. Bild unten).
(Photo vom Aufblick des Tauchers: depositphotos.com)
Schwimmbrillen sind übrigens zum Schnorcheln und echten Tauchen nicht geeignet. Sie schützen das Auge vor Wasser, Verunreinigungen und durch den verwendeten Kunststoff vor UV-Strahlen beim Schwimmen. Da aber kein Druckausgleich im Raum zwischen Brille und Auge erfolgen kann, wird sie ab 2m Tiefe immer stärker gegen den Augapfel gedrückt.
(Symbolphoto Schwimmbrille: depositphotos.com)
(vergleiche auch Sehfehler und ihre Korrektur):
Korrigiert werden muß:
Kurzsichtigkeit über -0,75 Dioptrien um Gefahren oder Handzeichen von Tauchpartnern eindeutig und schnell erfassen zu können. Einseitige Kurzsichtigkeit muss nicht korrigiert werden.
Weitsichtigkeit in Abhängigkeit vom Alter, da in der Jugend ein gewisser Teil des Fehlers durch Anstrengung des Auges (Akkommodation) ausgeglichen werden kann (d.h. je älter desto mehr).
Altersweitsichtigkeit ab 1 Dioptrien, da durch die optische Verkürzung der Entfernungen (siehe oben) alles “näher” ist
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ab -0,75 Dioptrien.
Prismenkorrektur ist in der Tauchmaske nicht notwendig und auch technisch schwierig
Letzendlich muß eine Sehschärfe für die Ferne und die Nähe von mindestens 0,5 erreicht werden.
Erfolgen kann dies über:
eine korrigierende Tauchermaskenfrontscheibe
von innen auf die Tauchermaskenfrontscheibe aufgeklebte Gläser.
Besonderheiten:
Durch von innen aufgeklebte Gläser ist nahezu jeder Sehfehler ausgleichbar. Selbst Kurzsichtigkeiten über 10 dptr.
Eingeklebte Gläser sollten, um ein Beschlagen zu verhindern, genauso wie die Frontscheibe auf der Innenseite mit Speichel benetzt werden. Sinnvoller ist es die Scheiben oder optischen Gläser mit Antibeschlagtropfen zu behandeln. Siehe Bild unten mit nur einseitig behandelter Innenfläche. Es kommt durch solche Tropfen aber bei manchen zu Augenreizungen.
Im Gegensatz zu Minus-Gläsern für Kurzsichtige befindet sich bei Plus-Gläsern für Weitsichtige die dicke Stelle in der Mitte auf der Innenseite. Man muss also aufpassen, dass noch genug Abstand zu den Augen und Wimpern bleibt. Bei Plus-Gläsern werden die Objekte im Randbereich außen, nicht so optimal abgebildet wie bei Minus-Gläsern.
Bei einer Alterssichtigkeit können zwei Nahteile in beliebiger Höhe und optimierter Stärke unlösbar eingeklebt werden.
Bei einer Fehlsichtigkeit für die Ferne und die Nähe, werden 2 halbe Gläser verschiedener Stärke auf die Tauchmaskeninnenseite aufgeklebt, da “bifokale Gläser” (Zweistärkengläser) zum Einkleben nicht erhältlich sind.
Die Masken sollten trocken gelagert werden und die Gläser sollten gelegentlich gereinigt werden um Schimmel und Schmutz zu entfernen. (siehe Bild unten)
Kontaktlinsen sollten weich sein, da bei harten Linsen sehr leicht Gasbläschen unter der Linse zu Sehproblemen führen. Bei den weichen Kontaktlinsen ist zu beachten, daß beim Ausblasen der Maske die Augen geschlossen werden, da durch Wasser am geöffneten Auge leicht eine Dezentrierung der Linse auftreten kann. Nach dem Schwimmen und Tauchen sollten Kontaktlinsen sofort herausgenommen, gereinigt und desinfiziert werden. Anschließend ist eine kurze Tragepause empfehlenswert. Sinnvoller als weiter zu verwendende Linsen sind Tageslinsen die nach jedem Tauchgang wegen der möglichen bakteriellen und pilzbedingten Verschmutzung gewechselt werden sollten, um nicht in einem Tauchurlaub mit einer Hornhaut- oder Bindehautentzündung auszufallen oder gar Spätschäden in Form von Hornhautgeschwüren oder Narben davonzutragen.
Die einfachste und sicherste Korrektur erfolgt mit weichen Tageslinsen
Eine relative Kontraindikation, also ein Grund abzuraten bzw. nur nach Rücksprache mit dem Augenarzt tauchen zu gehen, sind Zustände nach das Auge eröffnenden Operationen (Hornhautverpflanzung, Grauer Star, Grüner Star, Z.n. perforierender Verletzung), ein Kunstauge aus Glas (vor dem Tauchgang entfernen wegen Implosionsgefahr), Einäugigkeit und harte Kontaktlinsen (es sei denn sie sind hochgaspermeabel und der Träger hat vorher lange Übungsphasen über und unter Wasser absolviert).
Absolutes Tauchverbot gilt bei bestimmten Formen des Grünen Stars (Engwinkelglaukom, Weitwinkelglaukom mit Sehnervenschaden, Zustand nach fistulierender Glaukomoperation), aktiven Augenentzündungen, Sehschärfe des besseren Auges unter 50%, sowie fortgeschrittenen Gefäßschäden im Auge z.B. bei fortgeschrittene Zuckererkrankung des Auges (proliferativer diabetischer Retinopathie) oder Netzhautschäden durch hohen Blutdruck (Fundus hypertonicus Grad III). Nach Hornhauttransplantationen und fortgeschrittenem Hornhautödem (Cornea guttata) sollte man sich vom Gerätetauchen verabschieden, um die Hornhaut nicht zu gefährden. Nach bestimmten Operationen sollte man zumindest für eine Zeit nicht tauchen gehen. Nach einer LASIK (Laseroperation bei Fehlsichtigkeit) und einer Netzhautablösungsoperation mit wieder stabilem Befund z.B. 3 Monate, einer unkomplizierten Operation des Grauen Stars 6 Wochen, einer Glaskörperentfernung (Vitrektomie) 3-6 Monate und einer nichtfistulierenden Operation des Grünen Stars erst mit stabilem Augeninnendruck. Solange nach einer Netzhautablösungsoperation noch Gas im Auge ist auf keinen Fall und wenn Silikonöl eingefüllt wurde, ginge es zwar aber das Sehvermögen reicht in der Regel nicht aus. Dies sind jedoch nur Anhaltspunkte. Generell sollte man seinen behandelnden Augenarzt nach Operationen fragen wann er wieder Grünes Licht gibt, denn blind macht das Tauchen keinen Spass mehr. Dann lieber etwas geduldig sein.
Interessanterweise gibt es auch Medikamente, die eine Kontraindikation für das Gerätetauchen sind. Dies ist z.B. das Medikament Mefloquin (Lariam) zur Malariaprophylaxe bei Tropenaufenthalten.
Augenprothesen müssen vor dem Tauchgang herausgenommen werden, da sie mit zunehmendem Druck implodieren und Verletzungen verursachen können.
Ein fehlender Druckausgleich in der Tauchmaske (fehlendes Ausatmen durch die Nase beim Abtauchen) kann, durch den mit der Tiefe zunehmenden Unterdruck in der Maske, zu Bindehautunterblutungen und Einblutungen in das Lid führen. Dann ist das Weiße im Auge in bestimmten Bereichen dunkelrot und man hat zusätzlich eventuell ein "blaues Auge". Sieht schlimm aus, ist aber harmlos.
Mit den üblichen Schwimmbrillen für Frei- und Hallenbäder sollte nur kurzfristig bis maximal 3m Tiefe getaucht werden. Siehe auch die folgende PDF-Datei des DLRG.
Die Photos von den Tauchmaskengläsern stammen von der Photoseite von Ulrich Moesslang, die mir damals wegen der vielen schönen Unterwasserphotos auffiel und das Copyright liegt bei Ulrich Moesslang. Leider ist diese Seite nicht mehr existent. Er war mir beratend bei den optischen Details dieser Seite tätig. Daher zunächst noch eine weiterführende Seiten zum Thema von ihm:
Zum Thema Beschlagen von Tauchmaskengläsern siehe auch: www.moesslang.net/beschlagen.htm
Zum Thema Tauchen mit Kontaktlinsen siehe auch Hier.
http://www.taucher.net/ - > das Infonetz für Taucher - soll allen Tauchern (und solchen, die es werden wollen!) helfen, sich in der Welt des Tauchsports zurechtzufinden
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(Stand 02.10.2024)