Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: Bei Nacht steigt das Unfallrisiko für alle Verkehrsteilnehmer und besonders für Fußgänger drastisch an. Trotz modernster Lichtsysteme, teilweise sogar beweglichem Kurvenlicht, bleibt das Problem, dass neben der menschlichen Schwäche des Sehens bei Nacht, in 30 Meter Entfernung das Abblendlicht endet, um eine Blendung des Gegenverkehrs zu vermeiden. Hilfe verspricht man sich seit neuestem von Infrarotlichtsystemen, dynamischem Kurvenlicht und adaptivem Licht.
Infrarotlichtsysteme zeigen den Raum vor dem Auto, wie ihn eine Kamera erkennt auf einem Monitor, um dem Fahrer zusätzliche Informationen zu geben.
Die ersten Infrarotlichtsysteme waren sogenannte “passive Systeme”. Hier spricht die Infrarotempfindliche Kamera auf Objekte an, deren Temperatur merklich höher als die des Umfeldes ist. Dies liegt an der langwelligen Infrarotstrahlung die diese Objekte (in der Regel Lebewesen) ausstrahlen. Infrarotes Licht ist für das menschliche Auge genauso wie ultraviolettes Licht (UV-Licht) nicht sichtbar. Vorteil eines solchen Systems ist, dass keine Blendung anderer Infrarotempfänger - wie beim aktiven System auftritt (s.u.) -, da man keine Extrabeleuchtung braucht. Nachteil ist, dass man kalte“ Hindernisse - wie z.B. Gegenstände auf der Straße - nicht erkennen kann.
Abhilfe soll hier das seit kurzem verwendete “aktive System” bieten. Im Scheinwerfer ist eine Infrarotleuchte eingebaut, die genauso weit leuchtet wie das Fernlicht aber deren Licht für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Dadurch werden alle Gegenstände von der Kamera gut und kontrastreich erkannt und auf dem Monitor im Wagen dargestellt, ohne das Personen geblendet werden. Im praktischen Versuch kann man Fußgänger und Gegenstände auf der Fahrbahn, die das normale Abblendlicht nicht erfasst, auf dem Monitor wunderbar kontrastreich erkennen. Klingt ideal, hat aber auch problematische Seiten. Kommt ein Fahrzeug mit dem gleichen System entgegen, wird die Kamera so geblendet, dass man auf dem Monitor nichts mehr sieht.
Ein weitaus bedeutsameres praktischen Problem beider Systeme ist jedoch: Man kann nicht die ganze Zeit mit Blick auf den Monitor fahren ! Im Versuchsstadium sind Systeme die sich bewegende Personen mit einem roten Kreis umgeben und dadurch auch aus dem Augenwinkel auffälliger machen. Der bereits heute propagierte Sicherheitsgewinn wäre aber erst da, wenn die Warnungen direkt in die Windschutzscheibe eingeblendet werden bzw. ergänzende Warntöne auf das - bei Blick aufdie Straße nicht sichtbare - Problem aufmerksam machen würden. Hieran arbeitet man derzeit. Bei zukünftigen Geräten untersucht eine Software die Nachtaufnahme automatisch auf Fußgänger und Radfahrer und warnt per Lenkradvibration.
Ganz neu sind adaptive Lichtsysteme, die das Licht der Scheinwerfer automatisch auf- und abblenden bzw. durch Linsen, Blenden und Walzen in der Richtung beeinflussen, um maximale Ausleuchtung bei geringer Blendung des Gegenverkehrs zu ermöglichen und das Autofahren sicherer zum machen. Das Laserlicht z.B: leuchtet 600m weit. Eine Kamera erkennt den Gegenverkehr und verstellt über Spiegelsysteme blitzschnell den Scheinwerferkegel und blendet das Auto aus, indem es nur um das Auto herumleuchtet und so Blendung für den Fahrer gegenüber vermeidet.
Die Kombination aus Stereokameras, Ultraschallsensoren und Infrarotlichtsystemen mit automatischem Bremsassistenen soll jetzt sogar kritische Verkehrssituationen durch “Eigeninitiative” des Fahrzeugs entschärfen. Längere Erfahrungen im Alltag stehen noch aus.
(Stand 12.10.2015)