Ursachen für ein Rotes Auge:

Was ist ein “Rotes Auge” ?

Bindehautentzündung

Das sogenannte rote Auge ist nur eine Zustandsbeschreibung. Das ein Auge rot ist, sagt ungefähr so viel über die Ursache aus, wie Bauchschmerzen darüber was eigentlich im Bauch los ist. Auch das Ausmaß der Rötung sagt nichts sicheres über die Schwere der Erkrankung aus. Liegt eine Entzündung gleich welcher Ursache oder eine leichte Oberflächenverletzung des Auges vor, wird es immer rot (durch die Erweiterung und vermehrte Füllung der Blutgefäße, Beispiel siehe oben im Bild) und tränt meist noch dazu (Fremdkörpergefühl führt zu Tränenfluß). Erst der Augenarzt kann hier genau sagen was die Ursache ist, wie gefährlich oder ungefährlich es ist und wie die sinnvolle Behandlung aussieht. Insofern ist der Versuch der Eigentherapie mit Hausmitteln wie Kamille (macht am Auge häufig Allergien !) oder “irgendwelchen” Tropfen aus der Apotheke oder irgendwelche Augentropfen, die zu Hause mal gerade so da sind (wird häufiger gemacht, als man so denkt), sehr kritisch zu betrachten. Gar nicht so selten wird so an ernsthafteren Erkrankungen “herumgedoktert” und ein Dauerschaden riskiert.

Wann muß ich das nachsehen lassen ?

Handelt es sich nicht um eine in wenigen Tagen zurückgehende Veränderung, sondern nehmen die Beschwerden zu, wird das Sehen gar schlechter, zeigt die Hornhaut Veränderungen oder kommen Schmerzen dazu, sollte unbedingt eine augenärztliche Abklärung erfolgen. Bei zuvor durchgeführten handwerklichen Tätigkeiten mit der Möglichkeit eines Fremdkörpers auch bei eher geringen Beschwerden. In die hausärztlichen Praxis kommen 4-10 Patienten pro Woche mit Augenbeschwerden, von denen in den meisten Fällen ein Rotes Auge das Hauptsymptom ist. Aufgrund des breiten möglichen Spektrums an Ursachen für ein Rotes Auge, ist jedoch die dort häufige standardmäßige Gabe von Antibiotikasalben nicht unbedingt sinnvoll. In einer australischen Studie aus 2008 wurden bei 64%, zunächst nur allgemeinmedizinisch behandelter roter Augen, eine Fehldiagnose gestellt. Bei 10% dieser Fälle kam es zu schwerwiegenden klinischen Folgen. Problem ist einfach die mangelnde gerätemäßige Ausstattung des Hausarztes, der so eine exakte Diagnose nicht stellen kann und eine Spaltlampe z.B. gibt es eben nur beim Augenarzt.

Was sind die Gründe für ein “Rotes Auge” ?

Die Gründe für ein rotes Auge sind vielfältig. In den meisten Fällen handelt es sich um ein sogenanntes Trockenes Auge oder eine Bindehautentzündung. Ursache können aber auch Lidfehlstellungen wie z.B. ein Ektropium sein. Ähnlich in den Beschwerden aber viel gefährlicher wäre eine Herpesinfektion der Augenoberfläche, ein kleiner festsitzender Fremdkörper (siehe Bild unten und Beschreibung unter Druckschmerzen), eine schwere Entzündung im Auge (Uveitis) oder ein beginnender Glaukomanfall.

Fremdkörper am Auge

Weiterhin können Hornhauterkrankungen und -verletzungen, sowie nicht auskorrigierte Sehfehler ein Rotes Auge hervorrufen. Das Bild mit dem Fremdkörper (oben, mit dem Pfeil Richung Fremdkörper) zeigt auch noch mal deutlich, daß bei lokalisierten Problemen, die Rötung die Gegend des Problems deutlich anzeigt. Leider stehen Gefahr und Schweregrad aber durchaus nicht immer im gleichen Verhältnis zur Stärke der Rötung.

Wie Sie auch sehen, sind die Ursachen so zahlreich, daß der Blick des Fachmanns zwingend notwendig ist.

  • Häufig aber harmlos ist die Bindehautunterblutung (Hyposphagma), bei der meist ohne Verletzung oder Fremdkörpereinwirkung ein kleines Blutgefäß in der Bindehaut platzt und sich diese dunkelrot färbt (siehe auch Bild unter Bindehauterkrankungen). Es tritt aber kein Blut aus. Manchmal reibt es etwas, in der Regel ist es schmerzlos und sieht bloß schlimm aus. Bei sehr ausgeprägten Unterblutungen mit vorgebeulter Bindehaut kann schon mal das ordnungsgemäße Schließen des Auges schwierig sein. Ursache ist häufiger eine Druckerhöhung im Kopf z.B. bei schwerem Heben und Toilettengang oder aber mechanische Probleme, wie starkes Reiben. Meist tritt es aber ohne klar zuzuweisende Ursache plötzlich auf. Das Blut verschwindet in ca. 2 Wochen spontan wieder, ohne Folgen zu hinterlassen. Es sollte allerdings eine Blutdruckmessung zum Ausschluß eines akut hohen Blutdrucks erfolgen und abgeklärt werden ob evtl. Blutverdünner zu hoch dosiert sind..

  • Die ansteckungsbedingte Bindehautentzündung (s. unter Bindehauterkrankungen) wird meistens von Viren und nicht ganz so häufig von Bakterien hervorgerufen. Die Unterscheidung nur durch reinen Anblick bereitet selbst dem Augenarzt manchmal Schwierigkeiten. Bei milden Formen ist die Behandlung symptomatisch, d.h. es werden Tropfen gegen die Hauptbeschwerden gegeben. Juckt das Auge mehr oder stört die Rötung, ist es geschwollen oder reibt, je nachdem gibt es Kombinationsmedikamente in Tropfenform die hier lindernd wirken. Auch einige pflanzliche Präparate können sehr angenehm sein. Ursächlich läßt sich bei virusbedingten Augenentzündungen leider nicht vorgehen. Lediglich bakteriell bedingte Entzündungen können durch entsprechende antibiotische Augentropfen bekämpft werden. Bei stärkerem bakteriellem Befall, der sich meist in nicht nur morgendlichem gelbem Schleim, sondern auch in ständigem Verklebtsein der Augen den ganzen Tag über äußert, muß unbedingt mit Antibiotika (als Augentropfen oder -salbe) behandelt werden, da sonst die Gefahr von Oberflächenschäden der Hornhaut (Hornhautulcus) bis zu dauerhaften Narben oder Erblindung besteht. Dies ist jedoch eine Ausnahme. Meist hat man es mehr mit einem harmlosen “Augenschnupfen” (viele Schnupfenviren können auch das Auge befallen) zu tun, der nach einer Woche von selbst verschwindet. Eine Bindehautentzündung kann auch zusammen mit einer Lidrandentzündung (Blepharitis) auftreten und heißt dann Blepharokonjunktivitis.

  • Die dritte Ursache für Bindehautentzündungen ist die Allergie. Typisch ist ein plötzliches Auftreten, starkes wässriges Tränen und Jucken und kaum Verklebungen wie sie bei der bakterienbedingten Bindehautentzündung üblich sind. Virusbedingte und allergiebedingte Entzündungen können manchmal durch bloßen Anblick nicht unterschieden werden.

  • Die Entzündung der Augenoberfläche durch Herpes dagegen, bedarf immer einer intensiven Kontrolle und Therapie, da sie zu dauerhaften Hornhautnarben mit starken Seheinschränkungen führen kann. Leider kann sie abgesehen von der Rötung mit relativ geringen Beschwerden verlaufen und erst im fortgeschrittenen Stadium mit Seheinschränkungen kommt der Patient. Diese sind dann aufgrund einer möglichen Narbenbildung zwar noch heilbar - d.h. die Entzündung klingt ab - aber die Hornhauttrübung ist dann evt. dauerhaft. Weiteres siehe auch unter Hornhauterkrankungen..

  • Eine nicht ansteckungsbedingte Rötung der Augen tritt bei Kontakt der Bindehaut mit reizenden Substanzen auf, die sogenannte Reizkonjunktivitis. Dies können Gase, Stäube, sehr heiße oder sehr kalte Luft, sowie reizende (z.B. Rasierwasser im Auge) und ätzende (Säuren und Laugen) Flüssigkeiten sein. Lokale Reizerscheinungen gibt es auch als Nebenwirkung bestimmter Medikamente am Auge. Insbesondere die hochwirksamen Augentropfen gegen den Grünen Star fallen in diese Rubrik. Auch bedacht werden muss die Wirkung von moderner “wimpernverlängernder” Wimperntusche (Mascara), die einen volumengebenden und verlängernden Effekt haben soll. Sie enthält häufig feine Härchen und Fasern. Wenn diese in das Auge gelangen, kann das ein unangenehm sein. Die Augen beginnen zu jucken, röten sich und schwellen eventuell sogar an. Zusätzliches Reiben der Augen verstärkt die Beschwerden. Auch Lidschatten mit feinen, spitzen Glanzpartikeln kann Augenreizungen verursachen. Verträglicher sind Puder- und Cremelidschatten mit feineren Partikeln.

  • Die Uveitis (Aderhautentzündung), die zunächst mit ähnlichen Anzeichen wie eine harmlose Bindehautentzündung einhergehen kann, ist keine Erkrankung der Augenoberfläche, sondern eine entzündliche Erkrankung des ganzen Auges, leider meist unbekannter Ursache. Häufig kommt sie im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen vor. Sie neigt zu Rückfällen und kann die Betroffenen in ihrer Lebensführung stark beeinträchtigen, da vorübergehend oder dauerhaft, das Sehvermögen stark eingeschränkt ist, starke Lichtempfindlichkeit mit Schmerzen besteht (typisch) und mögliche Folgeschäden bis zum grünen Star z.B. entstehen können. Sofortige Behandlung ist daher wichtig. Dauerhafte Heilung leider nicht immer möglich, wenn die Ausgangskrankheit im restlichen Körper nicht gefunden oder behandelt werden kann. Die Betroffenen dieser Krankheit haben eine Selbsthilfegruppe gegründet (s.u. Adressen). Näheres auch unter dem Stichwort UVEITIS.

  • Die Episkleritis ist eine Entzündung einer unter der Bindehaut gelegenen Schicht der äußeren Hülle des Augapfels. Sie macht wenig Schmerzen und zeigt eine örtliche - und nicht allgemeine wie bei der generellen Bindehautentzündung - stark rote Schwellung auf der Bindehaut, d.h. im “weißen Bereich” des Auges findet sich eine umschriebene Rötung und sie verschwindet nach einer Weile wieder spontan und mit bestimmten - vom Augenarzt zu verschreibenden - Augentropfen schneller.

  • Die Skleritis dagegen, bei der die Lederhaut selber stark entzündet ist und auch nur zu einem lokal roten Auge führt, schmerzt stark.

  • Die Verblitzung ist sozusagen ein “Sonnenbrand” der Hornhaut durch UV-Strahlung beim Schweissen oder bei Gletscherwanderungen ohne Schutzbrille und ist unter Augenschmerzen näher beschrieben.

  • Auch im Rahmen von Kopfschmerzen kann es durch Gefäßreaktionen begleitend zu Augenrötungen und -tränen kommen ohne das das Auge selber etwas hat. Typisches Beispiel ist das einseitig gerötete Auge bei der einseitigen Migräne.

  • "Kiffen" macht aufgrund des in Cannabis enthaltenen THC rote Augen. Es kommt zu einer Erweiterung der Blutgefäße der Bindehaut und damit zum verdächtigen Roten Auge. Näheres hierzu und wie man es vermeiden könnte, finden Sie HIER.

  • Exotischer aber neuerdings häufiger sind die Härchen von Eichenprozessionsspinner-Raupen, die bei einem Waldspaziergang ins Auge kommen können und sich mit ihren Widerhaken in Hornhaut oder Schleimhaut festsetzen können. Die Betroffenen waren z.B. im Wald Fahrrad gefahren, hatten Laub aufgewirbelt oder beim Reinigen der Bäume von der Insektenplage zugeschaut. Es ist gar nicht unbedingt der direkte Kontakt mit der Raupe notwendig. Die Brennhaare können mit dem Wind über mehrere Kilometer fortgetragen werden und können selbst wenn sie bereits 10 Jahre alt sind, zu Reaktionen führen. Eine allergische Reaktion, Schmerzen und Rötungen treten auf. Die feinen Härchen können massive allergische Reizungen auch auf der Haut verursachen und sind am Auge nur unter dem Mikroskop entfernbar. Da sie weiter ins Auge eindringen können und massive entzündliche Schäden auch im Auge durch ihr anhaftendes Gift (Toxin) hervorrufen können, sollte man diesbezügliche Warntafeln im Wald unbedingt beachten. Während sie am Auge kaum sichtbar sind und es eher wie eine normale Allergie aussieht, finden sich auf der Haut diverse auffällige rote Quaddeln. Findet man beides in Kombination, liegt daher der Verdacht auf Kontakt mit diesen Härchen vor.

Was ist mit Rötungen um das Auge herum also im Lidbereich ?

Lidekzem

Hier handelt es sich meist um Hauterkrankungen, die nicht unbedingt etwas mit dem Auge selbst zu tun haben müssen. In Frage kommt hier am häufigsten das Ekzem (s.Abb. oben), eine allergische Hauterkrankung.

Weiterhin Entzündungen im Lid, wie das Gerstenkorn oder fortgeleitete Entzündungen aus den Nasennebenhöhlen (siehe Orbitazellulitis unter Lidschwellungen).

Möglich sind aber auch Erkrankungen der Tränenwege als Ursache, wie z.B. die Tränensackentzündung (Dakryozystitis).

Nicht so häufig aber auch vorkommend, ist ein Zustand nach Insektenstich, wie auf dem unten gelegenen Bild. Meistens betrifft dies Mücken- oder Bienenstiche aber in diesem seltenen Fall entwickelte sich mehrere Tage nach dem Stich eine scharf abgegrenzte Rötung, was angesichts der Zecke, die die Mutter vor Tagen am Lid gefunden hatte, ein dringender Hinweis auf eine Infektion mit Borrelien ist, eine sogenannte Borreliose, die in späteren Stadien zu diversen unerfreulichen Langfristproblemen im ganzen Körper (dauerhafte Gelenkentzündungen, Herzproblemen, Entzündungen des Auges und Befall des Nervensystems) führen kann und im Jahre 2019 bei 300.000 Patienten in Deutschland auftrat. Um die Entwicklung dieser Spätfolgen zu verhindern müssen unbedingt frühzeitig Antibiotika als Tablette gegeben werden. Diese sich langsam kreisförmig entwickelnde Rötung mit zentraler Abblassung wird auch als “Wanderröte” bezeichnet, da die Rötung langsam wandert. Der Fachausdruck ist Erythema migrans. Es handelt sich dabei um eine örtliche Infektion der Haut 5-29 Tage nach dem Zeckenstich, die sich durch diese entzündliche Rötung bemerkbar macht. Unter der antibiotischen Therapie verschwindet das Erythema migrans innerhalb weniger Tage, aber auch unbehandelt bildet es sich im Verlaufe einiger Tage bis Wochen zurück. In der Regel findet man es allerdings an anderen eher versteckten Stellen des Körpers (Kniekehle, Leistenbereich etc.). Erfolgt die Antibiotikatherapie nicht, kann es zur Verbreitung der Erreger im ganzen Körper kommen. Umfangreiche Informationen zur Borreliose finden Sie auch Hier

Borreliose

Häufiger ist sicher ein Mücken- oder Bienenstich, die sich am Lid kurzfristig durch starkes Jucken und die typische Rötung und Schwellung direkt um die Einstichstelle herum bemerkbar machen.

Warum ist die Pupille auf manchen Photos rot ?

Hier handelt es sich um ein optisches Phänomen und nicht um eine Erkrankung. Wenn das Blitzlicht direkt von vorne in das Auge leuchtet, wird das Licht von der roten Netzhaut (s.Netzhautbild) zurückgeworfen. Normalerweise ist die Pupille schwarz, weil es im Auge dunkel ist und nicht genug Licht hineinfällt, um den roten Hintergrund zu sehen. Ist nur eine Pupille rot, liegt entweder Schielen oder eine Veränderung im Auge (z.B. starker Grauer Star oder ein Tumor) vor.

Was sollte man nicht tun, um ein "Rotes Auge" zu behandeln ?

Sogenannte Vasokonstriktiva, Tropfen, die die Blutgefäße der Bindehaut zusammenziehen, werden gerne zur Selbsttherapie rezeptfrei aus der Apotheke geholt und getropft. Dies ist für eine kurze Maßnahme bei sehr rotem Auge, quasi aus kosmetischen Gründen akzeptabel. Vor einer Photosession, verwenden viele Models dies zum Beispiel. Das Problem ist, daß die Bindehautrötung ja nur ein Symptom für eine zu Grunde liegende Erkrankung ist und daher diese therapiert und nicht kaschiert werden sollte. Viele neigen jedoch dazu, sie dauerhaft zu nehmen, weil es doch gleich "wirkt". Sie kommen dann aber insbesondere aufgrund der Tatsache, dass reaktiv nach Abklingen der Wirkung das Auge noch röter wird, nicht mehr davon weg. Mit diesen Tropfen ist es ein bißchen so, als würde man jemanden mit Schmerzen knebeln und fesseln und dann sagen, es ist doch alles wieder gut, er schreit doch nicht mehr.

In den USA wird für 3000-5000 Dollar das "I-Brite"-Verfahren propagiert. Es soll zu schönen weißen Augen verhelfen. Sozusagen ein "Augen-bleaching". Dabei wird die Bindehaut von der Augenoberfläche des Augapfels entfernt und die darunter gelegenen Schichten (Episklera, Tenon-Kapsel) mit einem Kauter "verschmurgelt" und dann ein Zytostatikum (Mitomycin C) gegeben, damit bei der Heilung nicht so viele Blutgefäße nachwachsen und ein "Rotes Auge" machen können. Bei einem solchen schwer geschädigten Auge kommt es in der Regel zu zahlreichen Folgekomplikationen, bis zu schweren Schäden. Es ist kaum zu glauben, was manche Leute im Rahmen der "optischen Selbstoptimierung" mit ihrem Körper so anstellen.

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(Stand 25.03.2024)