Farbe ist objektiv nicht existent und nur eine subjektive Empfindung des Betrachters, die in seinem Sehsystem entsteht.
Licht an sich ist gar nicht farbig, sondern einfach eine sogenannte elektromagnetische Strahlung wie die Radiowellen oder die Gammastrahlen. Erst durch die Verarbeitung der Information über das Licht in einem bestimmten Wellenlängenbereich (380-780 Nanometer) - für den wir Rezeptoren in unserem Auge haben - in unserem Gehirn, kommt es zu einer subjektiven Empfindung, die wir Farbe nennen. Diese Empfindung ist durchaus unterschiedlich von Person zu Person. Die gleiche Wellenlänge bedeutet nicht die gleiche Farbempfindung für jeden. Letztendlich sieht jeder die Welt in etwas anderen "Farben".
Die Gesamtheit der für uns wahrnehmbaren/sichtbaren Strahlung erscheint uns weiß. “Weißes Licht” enthält alle sichtbaren Farben (siehe auch unter Bedeutung des Lichtes). Es kann jedoch z.B. durch ein Prisma in die einzelnen Wellenlängen/Farben aufspalten werden.
Dabei wird die Tatsache der unterschiedlichen Wellenlängen und der je nach Wellenlänge verschiedenen Ablenkbarkeit der einzelnen Bestandteile des Lichts insofern ausgenützt, als sie an einer Glaskante in verschiedene Richtungen abgelenkt (gebrochen) werden. Man sieht dann wie in einem Regenbogen, das ganze sichtbare Farbspektrum, d.h. alle Farben entsprechend ihrer Wellenlänge geordnet nebeneinander.
Dem Regenbogen (siehe Bild oben) liegt eigentlich kein anderes Prinzip zugrunde, da hier die Wassertropfen wie Millionen von kleinen Prismen funktionieren. Siehe auch unter Farbphänomene in der Natur.
Fällt nun “weisses” Licht von einer Lichtquelle (Sonne, Lampe etc.) auf einen Gegenstand, der das Licht nicht ablenkt, sondern einfach zurückwirft bzw. spiegelt (reflektiert) - was ja im Gegensatz zum oben beschriebenen Prismeneffekt der Normalfall ist - “verschluckt” (absorbiert) er einen Teil des Lichtes und wandelt ihn in Wärme um und den anderen Teil spiegelt oder streut er. Der Teil des Farbspektrums den er in unsere Richtung reflektiert, ist die Farbe in der er uns erscheint. “Verschluckt” er alle Farben ausser z.B. “Grün”, sieht das Objekt “Grün” aus. Insofern ist der Gegenstand nicht wirklich grün, er erscheint uns nur so. Aber ohne Licht keine Farbe, sondern nur schwarze Dunkelheit.
Besondere physikalische Farbeffekte führen z.B. zum Blau des Himmels, dem Rot des Sonnenuntergangs und den Farbveränderungen des Chamäleons. Mehr dazu unter Farbphänomene in der Natur.
Das von einem Gegenstand gespiegelte Licht fällt durch die klare Hornhaut und die Pupille auf die Netzhaut (vergl. Sehvorgang) hinten im Auge. Hier finden sich 3 verschiedene Sorten von farbempfindlichen Strukturen (Farbrezeptoren), die sogenannten Zapfen (siehe auch unter Netzhaut auf der Seite Bestandteile des Auges). Jeder dieser Zapfen hat eine besondere Empfindlichkeit für bestimmte Farbbereiche. Eher aus geschichtlichen Gründen und als Hinweis auf den Bereich, in dem sie die meiste Bedeutung haben, spricht man von Rot- Grün- und Blauzapfen.
Grafik: Der L-Zapfen ("Rotrezeptor") ist am empfindlichsten im gelbgrünen Bereich, aber der einzige der das ganze Rotspektrum abdeckt, daher der Name. Der M-Zapfen ("Grünrezeptor") ist am empfindlichsten im smaragdgrünen Bereich, deckt aber den Bereich zwischen blau und orange ab. Der S-Zapfen ("Blaurezeptor") ist am empfindlichsten im blauvioletten Bereich.
Die Zapfen sind nicht nur für eine Farbe empfindlich, sondern für verschiedene Wellenlängenbereiche (lang-, mittel- und kurzwellenlängensensitiv) mehr oder weniger empfindlich und ihre Empfindlichkeitsbereiche überlappen sich auch (s. Grafik oben). Sie haben nur in einem bestimmten Bereich eine besondere Empfindlichkeit (Absorptionsmaximum). Um die Verwirrung noch zu verstärken, erkennt z.B. der sogenannte Rotzapfen zwar besonders gut rot, ist aber am empfindlichsten im Bereich des gelben Lichtes. Er trägt allerdings am meisten zur Roterkennung bei und so entstand der Name. Die Zapfen in der Netzhaut werden entsprechend der in dem Licht enthaltenden Farbbestandteile mehr oder weniger angeregt und durch eine chemische Reaktion entsteht ein elektrischer Impuls, der zunächst in der Netzhaut verarbeitet (einer Farbempfindung zugeordnet) und dann an das Gehirn weitergegeben wird, wo weitere “Analysen” stattfinden. Dies bedeutet an einem Beispiel: Ist ein Gegenstand z.B. Gelb, werden durch das einfallende Licht in das Auge rot-empfindliche Zapfen und grün-empfindliche Zapfen erregt, da beide auch den gelben Bereich abdecken. Handelt es sich mehr um ein Orange, d.h. um ein rötliches Gelb werden rot-empfindliche Zapfen mehr und grünempfindliche Zapfen weniger stark erregt.
Erstmals wurden diese Phänomene in der sogenannten Drei-Farben-Theorie, nach den entdeckenden Wissenschaftlern Young-Helmholtz-Theorie genannt, beschrieben. Sie erklärt jedoch nicht alle Phänomene des Farbensehens, da im weiteren Verlauf der Signalverarbeitung in der Netzhaut und dem Gehirn noch andere Unterscheidungen getroffen werden (z.B. Heringsche- Gegenfarbentheorie = Vier-Farben-Theorie). Diese Theorien sind allerdings entstanden bevor man über die Signalverarbeitung in der Netzhaut und dann im Gehirn mehr wußte, waren aber vom Grundverständnis sehr hilfreich. Man konnte sich anschließend auf die Suche nach diesen, zunächst nur theoretisch bestehenden, Rezeptoren machen.
Heute weiß man zum Beispiel, daß immer die Information aus mehreren Zapfen zusammengefaßt und dann weitergeleitet wird (sogenannte rezeptive Felder) und auch, daß ein Zapfen allein gar keine genaue “Angabe” über die Farbe machen kann, sondern nur die Informationen mehrerer unterschiedlicher Zapfen durch Zusammenfassung in der Nervenfaserschicht der Netzhaut erst die exakte Aussage über die Farbe ergeben kann. Die Verteilung der Zapfen in der Netzhaut ist auch sehr unterschiedlich. Im Punkt des schärfsten Sehens befinden sich hauptsächlich Rot- und Grünzapfen und nur 2-3% Blauzapfen. Die Blauzapfen sind hauptsächlich im äußeren Bereich der Netzhaut vorhanden. Letztere machen auch nur 9-12% aller Zapfen aus und trotzdem nehmen wir Blautöne gut wahr, was zeigt, daß hier in der Netzhaut eine Verstärkung/Nachbearbeitung des Eindrucks geschehen muß. Rotzapfen machen 33% aller Zapfen aus und die Grünzapfen 55%. Wir können daher auch im Grünbereich die meisten Nuancen unterscheiden. Insgesamt ist dies Materie sehr komplex und lässt sich leider auf dieser Seite nur angedeutet wiedergeben.
Maximal 200 Farbtöne können unterschieden werden. Hierbei können jedoch zusätzlich 20-25 Sättigungsstufen (vereinfacht gesagt: Wie knallbunt ist eine Farbe) und ca. 500 Helligkeitsstufen unterschieden werden, so daß wir letztendlich einige Millionen verschiedene Farben differenzieren können. Differenzieren heisst dabei voneinander unterscheiden, einzeln benennen kann man so viele Farben natürlich nicht, da so viele unterschiedliche Farbbezeichnungen ja gar nicht als Worte existieren. Gemeint sind bei dieser Fähigkeit Farben zu unterscheiden, natürlich durch Erfahrung und Lernen geschulte Erwachsene. Dies gilt nicht für Kleinkinder, da sie anfänglich schon die Grundfarben gar nicht alle benennen/zuordnen können.
Zum Vergleich: Bei der gängigen 8bit-Darstellung auf Monitoren und -Speicherung in Digitalkameras ergibt sich ein Spektrum von 16.777.216 Farben. Die noch seltene 10bit-Darstellung umfasst sogar 1.073.741.824 Farben. Ergänzend kommt noch die Farbtiefe hinzu, das heißt die Farben können in verschiedenen Helligkeitsstufen gespeichert werden. Bei 8 Bit sind dies 265 und bei 10 Bit sind es 1024 Helligkeitsabstufungen.
Die Farberfassung ist übrigens unterschiedlich. Manche Farben erkennen Ältere übrigens schlechter bzw. sehen sie anders als Jüngere, da z.B. der Graue Star (s.u.) zu einem Dämpfen der Blautöne führt. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Frauen können im mittleren Farbspektrum (Grün, Blau, Gelb) Farbtöne besser unterscheiden als Männer. So erscheint Gras zum Beispiel, Frauen so gut wie immer grüner als Männern, für die grüne Objekte etwas gelber erscheinen. Man vermutet, daß hier die Notwendigkeit Beeren und Früchte genau zu unterscheiden, bei den sammelnden Frauen in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte zu einer Selektion führte. Zu Deutsch, wer die falschen Früchte aß, starb aus. Bestimmte Medikamente können über Nervenschädigungen auch zu dauerhaften Farbschwächen führen. Angeborene Farbsehstörungen (s.u.) sind aber der häufigste Grund für eine abweichende Farberkennung.
Viele Tiere können keine Farben erkennen oder nur deutlich weniger als wir. Die Evolution hat es “halt gut mit uns gemeint” und uns so ermöglicht Blätter leichter von Blüten oder Früchten zu unterscheiden. Mit einem reinen Schwarzweiß-Sehen ist dies kaum möglich. So wurde unser Überleben und die Nahrungssuche und -unterscheidung in den Anfängen der Menschheitsgeschichte deutlich erleichtert. Vergleiche auch die Entwicklungsgeschichte der Augen im Tierreich.
Bei den optischen Täuschungen, wird die Tatsache ausgenutzt, daß im Gehirn immer Entscheidungen vor allem bei unterschiedlichen nebeneinander gelegenen Farben getroffen werden müssen. Hier werden dann bewußt schwierige Grenzsituationen geschaffen, bei denen das Gehirn falsch entscheidet. Ein Irrtum ist es z.B. auch, daß uns Schneeflocken weiß erscheinen. Genaugenommen sind sowohl die darin enthaltenen Eiskristalle durchsichtig (siehe unten), wie auch die enthaltene Luft. Durch die unendlichen Reflexionen zwischen den zahlreichen Grenzflächen Eis zu Luft kommt es nicht zu dem prismatischen Effekt wie beim Regentropfen, sondern es bleibt einfach ein diffuses Weiß.
Befinden sich Trübungen im optischen Apparat des Auges, z.B. in der Linse beim Grauen Star oder in der Hornhaut beim Glaukomanfall (plötzlicher hoher Druck beim Grünen Star schädigt die Hornhaut), kommt das Licht schon farbverfälscht in das Auge.
Beim Grauen Star im Alter, mit seiner häufig gelblichen Verfärbung der Linse, ist alles gelbstichig. Ältere Menschen bevorzugen daher häufig kräftige Blautöne, damit sie das Blau überhaupt durch die gelbliche Linse gut erkennen können. Umso erstaunter sind sie, wenn sie plötzlich die Farben nach der Operation des Grauen Stars wieder klar erkennen können. Hier muß erst wieder ein Gewöhnungsprozeß erfolgen und gar nicht mal so selten werden die Farben anfänglich sogar als unnatürlich (blaustichig oder zu grell) erlebt. Auch für einige bekannte Maler der Geschichte ist durch ihre fortschreitende Augenerkrankung erklärbar, warum sie plötzlich das Farbspektrum ihrer Bilder wechselten. Erschwert werden diese Farbänderungen noch durch die Tatsache, daß das menschliche Sehsystem nicht völlig farbkonstant ist. Das Wissen um die Farbe von Objekten beeinflusst unsere Farbwahrnehmung. Wir "sehen" dann eine bestimmte Farbe so wie wir es gelernt haben. Dabei hat allein schon das Benennen der Farbe einen Einfluß. Bei bestimmten Völkern gibt es z.B. bestimmte Farben nicht, weil sie keinen Namen dafür haben.
Bei sehr hohem Druck im Auge (Glaukomanfall) und einer daraus resultierenden Schwellung der Hornhaut (Hornhautödem) sieht man Kreise in Regenbogenfarben um Lichtquellen, sogenannte Halos.
Im Laufe des Lebens erworbene Farbsehstörungen betreffen meist das Blaugelbsehen, da die Blaurezeptoren entwicklungsgeschichtlich die jüngsten sind und daher auch empfindlichsten auf äussere Einflussfaktoren reagieren.
Ursachen der erworbenen Farbsehstörungen sind - ausser den eben erwähnten Trübungen - meist Medikamentennebenwirkungen (Anreicherung in Netzhaut oder Sehnerv bei längerer Einnahme oder Durchblutungsveränderungen der Netzhaut wie das vorübergehende farb- meist blaustichige Sehen unter Viagra), Vergiftungen, Drogen oder Erkrankungen des Sehnerven. Es machen sich jedoch auch Allgemeinerkrankungen bemerkbar. So tritt beim Diabetes bereits 10 Jahre vor nachweisbaren Blutgefäßveränderungen eine Farbsehstörung auf. Zu bedenken ist bei diesen erworbenen Farbsehstörungen jedoch, dass sie dem Betroffenen in der Regel nicht bewusst sind und sich erst in genauen Tests beweisen lassen. Vor allem bei Durchblutungsveränderungen wie im freien Intervall beim Hörsturz, bei der Migräne, Bluthochdruck und bestimmten Leukämien fallen in präzisen Farbtests Änderungen auf. Durch Alterung lässt die Farbwahrnehmung generell nach.
Beim “Redout” bzw. der “Blickröte”sieht man alles rot, weil einem durch extreme Beschleunigung zu viel Blut in den Kopf steigt. Dies ist das Gegenteil vom “Blackout” wo alles schwarz wird, weil einem das Blut in den Beinen versackt.
Am bekanntesten und häufigsten sind angeborene Farbsehstörungen, die sogenannte Farbenblindheit oder die Farbschwächen.
Hier sind eine oder mehrere Rezeptorsorten weniger empfindlich (Farbschwäche) oder gar nicht funktionsfähig (Farbenblindheit). Aufgrund einer Vererbung über die Geschlechtschromosomen (x-chromosomal rezessiv) sind 8% der Männer und nur 0,4-0,5% der Frauen von einer Farbschwäche oder Farbenblindheit für Rot oder Grün betroffen. (Anmerkung für weibliche Leser: Viele Männer, die immer so schreckliche Farbkombinationen wählen, haben einfach ein Farbsehproblem und leiden nicht zwangsläufig an schlechtem Geschmack !) Am häufigsten ist die Schwäche des Grünsehens (5%). Bei der Farbschwäche für Grün nehmen wir leichte Grünanteile in einer Farbe nicht wahr und es kommt zu falschen Farbvorstellungen. Knalliges Grün wird aber erkannt. Bei der Farbenblindheit im Grünbereich z.B. erkennt man gar kein Grün, sondern verwechselt dieses mit Farben ähnlicher Helligkeit oder nimmt bei Farben mit Grünanteil nur die restliche Farbe wahr. Grünblindheit, Rotblindheit und Rotschwäche betrifft je 1% der Bevölkerung.
Das Ausmaß der Farbstörung kann mit speziellem Tests und Geräten bestimmt werden. Bei einigen Berufen ist dies ein Einstellungshindernis. In den Einstellungsvorschriften der Berufsgenossenschaften (z.B. G25 und G37) sind Tests auf Farbtüchtigkeit daher enthalten. Bestimmte Führerscheine dürfen je nach Ausmaß nicht gemacht werden (s.a. unter Autofahren und Auge).
Auch im Alltag gibt es für Farbblinde erstaunliche Tücken. So fällt die Unterscheidung der leicht rötlichen 5-Centmünzen und der eher gelblichen 20-Centmünzen Personen mit Defekten im Rot-Grünsehen ausgesprochen schwer. Das die Industrie solche Probleme inzwischen auch berücksichtigt, zeigt die Bearbeitung des Kartenmaterials für Navigationsgeräte der Firma Navigon. Hier gibt es eine Version für Rot/Grün-Schwächen.
Schöne Beispielsbilder zur Farbenblindheit mit der Möglichkeit mittels Regler zwischen dem Normalbefund und der Fehlsichtigkeit hin und her zu schalten, finden sich auf Unterseiten von Spiegel-online. und lenstore.
Eine absolute Farbenblindheit, d.h. es werden nur Grautöne erkannt, liegt bei der Achromatopsie vor. Sie ist angeboren und bei kompletter Ausprägung werden keinerlei Farben erkannt, da die Zapfen (Rezeptoren für Farben) nicht arbeiten. Die Welt existiert für die Betroffenen nur in Grautönen. Sozusagen wie Schwarz- Weiß-Fernsehen. Es sind in Deutschland 3-4 Tausend Personen davon betroffen (s.auch www.achromatopsie.de).
Wie wir oben gesehen haben, wird Licht unterschiedlicher Wellenlängen/Farben verschieden stark abgelenkt/gebrochen, wenn es von einem Medium (z.B. Luft) in ein anderes Medium (z.B. Glas) tritt. Dies bedeutet, daß Linsen, die das Licht ja brechen müssen, um es auf einen Punkt zu fokussieren, die unterschiedlichen Wellenlängen auch unterschiedlich stark brechen. Für die Linse des Auges bedeutet dies, daß sie nur auf eine Farbe genau scharf stellen kann und andere Farben dann nicht genauso scharf gesehen werden. Kombinationen von Farben, deren Wellenlängen stark unterschiedlich sind, also einen stark unterschiedlichen Farbkontrast haben, werden daher als unangenehm empfunden (s. Bild unten).
Vor allem im Randbereich von Linsen kommt es zu starken prismatischen Nebenwirkungen, d.h. die unterschiedliche Brechung ist - so wie beim Prisma - noch stärker als normal und man sieht “Farbsäume”, d.h. regenbogenartige Ränder um Gegenstände. Dies ist vor allem von Bedeutung in der Photographie bei einfacheren Objektiven und bei sehr dünnen/hochbrechenden Brillengläsern. Dieses Phänomen der Abbildungsfehler von Linsen heißt mit Fachausdruck “Chromatische Aberration ”.
Auch im menschlichen Auge gibt es diese Abbildungsfehler. Sie kommen jedoch kaum zum Tragen, wenn die Pupille nicht extrem d.h. unnatürlich weit ist. Bis zu einem gewissen Maß werden sie auch vom Sehzentrum “glattgebügelt”. Bei der Planung von laserchirurgischen Eingriffen zur Korrektur von Sehfehlern muß dies jedoch teilweise berücksichtigt werden.
Auf jeden Fall. Schon im Tierreich beeinflussen “Hochzeitsfarben” im Gefieder den Fortpflanzungstrieb oder Farbmuster im Rachen des aufgesperrten Schnabels eines Jungtieres den Fütterungstrieb des Elterntieres. Genauso wie wir durch Lernen - wie oben beschrieben - einem Farbeindruck einen Namen zuordnen können, empfinden wir bei Farben unterschiedlich. Man denke an “depressionsauslösendes” Grau, an die als “kalt” empfundenen Farben blau-grün und die “warmen” Rot-Braun-Töne. Rot selbst bedeutet wiederum Liebe, Blut, Ärger, Gefahr etc. und regt eher an, versetzt in Alarmstimmung. Diese Zuordnung ist jedoch erlernt und beruht auf Erfahrungen, die wir mit dieser Farbe gemacht haben. Ein effektiver Einfluß der Farbe auf unsere Gefühle ist natürlich nicht da. Dies sieht man schon an der unterschiedlichen Bedeutung von Farben in verschiedenen Kulturen. Während bei Rot international noch Übereinstimmung besteht wird zum Beispiel Weiß in China wesentlich stärker mit Trauer verbunden als in anderen Ländern, ähnliches gilt für Lila in Griechenland. Möglicherweise liegt das daran, dass in China bei Beerdigungen weiße Kleidung getragen und Lila in der griechisch-orthodoxen Kirche zur Verdeutlichung von Trauer verwendet wird. Es gibt auch Farben für die in bestimmten Sprachen keine Bezeichnung existiert, da sie in der Kultur keine Bedeutung haben. Auch das Klima scheint eine Wirkung zu zeigen. So wird nach einer internationalen Umfrage die Farbe Gelb in Ländern mit wenig Sonnenschein stärker mit Freude verbunden als in sonnenverwöhnten Regionen. Letztendlich verbinden wir bloß emotional eine Farbe mit bestimmten Stimmungen. In der Psychologie gibt es sogenannte Farbwahlkarten, mit denen man die momentane gefühlsmäßige Stimmung analysieren kann. Diese Zusammenhänge sind auch schon längst in Zitaten (z.B. chinesisch 300 vor Christi) überliefert: "Die Natur des Auges ist es, die Farben zu lieben; aber wenn das Herz nicht heiter ist, so mögen alle fünf Farben vor Augen sein, und man sieht sie nicht.". Über die Bedeutung von Helligkeit an sich und den Einfluß der Lichtfarbe auf das Aktivitätsniveau und den Tag-Nachtrhythmus wiederum, vergleiche auch die Seite: Bedeutung des Lichtes, denn es gibt auch eine Wirkung von Farben, die nicht über die emotionale Schiene geht.
Umgekehrt funktioniert das natürlich auch. Mittels “Leichenblässe” oder über das “Erröten” zeigen Farben unsere Gefühlswelt und führen zu entsprechenden Reaktionen. Besonders deutlich drückt in der Tierwelt das Chamäleon seine Stimmung aus.
Beispiele für farbsymbolische Bezeichnungen aus dem Alltag sind: “Ins Blaue fahren, sich schwarz ärgern, Gelb vor Neid werden, Rot sehen, etwas durch eine rosarote Brille sehen, Gold in der Kehle haben, einen Silberblick haben, eine weiße Weste tragen, noch grün hinter den Ohren sein”. Vergleiche auch den Absatz über die Farbtemperatur auf der Seite Blendungsprobleme.
Bei der Wohnungsgestaltung kann man Farben daher bewußt zur Stimmungssteuerung einsetzen. Je nach Alter, Charakter und emotionaler Verbindung mit bestimmten Farben, ändern sich unsere Farbvorlieben im Leben. Babys nehmen Farben anders war als Erwachsene und 50-jährige anders als 80-jährige. Naturnahe Grüntöne haben einen beruhigenden Effekt und sollten z.B. gezielt bei Babys rund um den Wickeltisch oder in der Schlafecke genutzt werden. Auch Lichtquellen und Schwarz-Weiß-Muster sind interessant für Babys. Allerdings sollten die Übergänge weich gehalten werden, denn gerade Neubeborene können Farbn noch nicht selektiv wahrnehmen. Sie sind also den Wandfarben und Vorhängen voll ausgesetzt. Kindern machen dunkle Farben wie Schwarz und dunkles Grau häufig Angst. Man sollte die Kinderzimmer in hellen Farbtönen aber eher pastell als zu knallig gestalten. Intensive Farben machen hyperaktiv und mit ihren Spielzeugen und Gemälden kommen schon genug bunte Farbkleckse ins Kinderzimmer. Bei Erwachsenen tendieren Frauen häufig zu warmen und Männer zu kühlen Farbtönen. Ruhigen, eher introvertierten Menschen werden Wände mit aufhellenden, aufmunternden Farben empfohlen, während gestressten, unruhigen, extrovertierten Charakteren eher Erd- und Sandtöne oder Salbei-Grün im Wohnbereich zur Entspannung empfohlen wird. Im höheren Alter kommt es, wie oben schon erwähnt, zu einer Filterung des Lichtes durch den Grauen Star und dadurch erscheinen Farben matter und der Blauanteil wird weggefiltert. Hier sind frische Türkis- und Grüntöne in Kombination mit abgetöntem Weiß empfehlenswert. Sie wirken auch im Alter aktivierend, während Blau, Blaugrün oder Violett kaum noch unterschieden werden können. Deutlich sichtbare Farbkontraste helfen bei der Orientierung in Gebäuden, während die "Seniorenfarben" Beige und Grau aus farbpsychologischer Sicht nicht zu empfehlen sind.
Soweit Farben in unseren Träumen überhaupt eine Rolle spielen, träumen wir selbstverständlich farbig, da wir in unseren Träumen ja Gelebtes verarbeiten. Zu Zeiten des reinen Schwarz-Weiß-Fernsehens, konnte man - auf genaues Befragen - jedoch Personen finden, die nach langem Fernsehkonsum auch schwarz-weiße Träume hatten.
Ja ! Zumindest trifft das auf einen von tausend Menschen zu. Bei diesen werden Sinneseindrücke wie Hören oder Sehen im Gehirn so verarbeitet, daß zusätzlich andere Sinnesempfindungen entstehen. Sie sind sozusagen gedanklich (assoziativ) verbunden. Manche Neurologen beschreiben es drastisch als “Kurzschluß im Kopf” Der Fachausdruck dafür heißt Synästhesie. Er kommt aus dem Griechischen und bedeutet gleichzeitiges Wahrnehmen verschiedener Sinneseindrücke. Daher werden dabei z.B. beim Musikhören gleichzeitig Farben gesehen bzw. jede Farbe hat einen bestimmten Klang und jeder Ton eine bestimmte Farbe. Klänge können auch zusätzlich als Formen, also z.B. als Quadrate oder Kreise wahrgenommen werden. Am häufigsten ist die Farb-Ton-Synästhesie. So eine Art "Lasershow" zur Musik. Letzendlich habe diese Betroffenen, vermutlich genetisch bedingt, eine besondere Form der Wahrnehmung. Die Zahl Drei erscheint dann z.B. wiesengrün ist oder die Gitarre klingt mintfarben. Diese Koppelung hat auch als Merkhilfe Vorteile. Sich an Telefonnummern, Geburtstage und Pins zu erinnern, ist dann kein Problem. Der Synästhet hat dabei keine Zahlenfolgen im Kopf, sondern Farben. Die Pin für die Scheckkarte ist dann nicht 2815, sondern grün-weiß-blau-gelb z.B. Man unterscheidet das "Coloured Hearing", das farbliche Hören von Tönen, und die Graphem-Farb-Synästhesie, bei der Zahlen, Buchstaben und sogar ganzen Wörtern bestimmte Farben zugeordnet sind. Diese Wahrnehmung kann nicht bewusst gesteuert werden und ist auch nicht erlernbar. Die Farbzuordnungen bleiben übrigens in der Regel ein Leben lang unverändert. Unter den bekannten Synästhetinnen und Synästheten finden sich, nicht eben erstaunlicherweise, besonders viele Menschen mit kreativen Berufen. Der Maler Wassily Kandinsky zählte dazu und der Komponist Franz Liszt soll 1842 einem Orchester in Weimar gesagt haben: "Das ist ein tiefes Violett, ich bitte, sich danach zu richten! Nicht so rosa!" Zeitgenössische Personen mit Synästhesie sind zum Beispiel die Sängerin Lady Gaga, der Rapper Pharrell Williams und der Maler David Hockney. Einen Überblick über das Phänomen Synästhesie, den Stand der Forschung und 13 Erfahrungsberichte bietet das Buch "Welche Farbe hat der Montag?" von Udo Schneider, Markus Zedler und Hinderk Emrich.
maiLab die bekannte youTuberin über das Farbensehen und seine Geheimnisse. Relativ wissenschaftlicher aber fundierter Vortrag mit Links.
YouTube-Video über die verwirrrenden Hintergründe des Farbensehens. Titel: "Das ist nicht gelb".
Seite über Farben allgemein: Gegenfarben, Komplementärfarben, Farbtheorie etc.
Artikel über Farbenblindheit mit Beispielen auf Spiegel.de
Seiten mit Simulation des Unterschiedes zwischen normalem und farbgestörtem Sehen
Welche Assoziationen zu Farben kann man haben?
Artikel zur Farbpsychologie in der Werbung
(Stand 27.03.2024)