Brillen:

Nasenkneifer von früher

Zahlen:

Mehr als jeder zweite Deutsche ist Brillenträger. Nach einer Studie aus 2019/2020 tragen 67 % der Erwachsenen (ab 16 Jahre) = 41,1 Millionen eine Brille zur Korrektur ihres Sehfehlers. 38,1 % (absolut: 23,4 Millionen) tragen sie ständig. 28,9 % (absolut 17,7 Millionen) tragen sie gelegentlich. Vom 60. Lebensjahr an beträgt der Anteil der Brillenträger 91%. Mehr als 55 Millionen tragen in der entsprechenden Situation eine Sonnenbrille. Griff 1952 lediglich jeder achte zwischen 18 und 29 Jahren zur Brille, ist inzwischen fast jeder dritte in dieser Altersgruppe mit einer Sehhilfe ausgestattet. Bei den 30-40-jährigen stieg der Anteil laut einer Studie des "Kuratoriums Gutes Sehen" um mehr als 55%. Grund ist weniger, daß neuerdings mehr fehlsichtige Menschen existieren oder mehr fehlsichtig geworden sind, sondern die bessere (auch dekorativere) Brillenversorgung, verstärkte Sehtests und vor allem größere Anforderungen im Berufsleben. Wer kleine Schriften an einem Bildschirm erkennen muß, benötigt ein genaueres Sehen als z.B. der Feldarbeiter früherer Zeiten. Es gibt darüber hinaus aber auch eine generelle Tendenz in den Industrieländern zu verstärkter Kurzsichtigkeit. Näheres auf der Seite über Ursachen der Kurzsichtigkeit.

Wirtschaftliches dazu: Der Umsatz des Gesamtmarktes Augenoptik weltweit beträgt 2023 voraussichtlich 138 Milliarden Euro. Der weltgrößte Optikkonzern ist EssilorLuxottica, der das gesamte Spektrum von den Gläsern und dem Brillengestell bis zu Augenpflegeprodukten abdeckt und zu dem u.a. Luxusbrillenmarken wie Prada, Chanel, Burberry, Oakley, Ray-Ban, Versace und mehr gehören.

Wirkung:

Der Ausgleich des vorhandenen Sehfehlers erfolgt in der Brille durch ein in eine bestimmte Form geschliffenes Glas. Dadurch wird das Licht so abgelenkt (gebrochen), daß wieder ein scharfes Bild auf der Netzhaut in der gewünschten Sehsituation entsteht. Die Brechkraft (bzw. Refraktion) der Brillenlinse wird dabei in Dioptrien gemessen. Die Abstufung in der Brille erfolgt dabei in Schritten von 0,25 Dioptrien. Geringere Abstufungen (z.B. 0,1) sind nicht sinnvoll, da die Brechkraft des normalen Auges bis zu 0,25 Dioptien im Tagesverlauf schwankt. Man unterscheidet torische von sphärischen Gläsern. Erstere sind zur Korrektur der Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) und letztere zur Korrektur von Weit- und Kurzsichtigkeit. Zu ihrer Bestimmung siehe unter Sehfehlerbestimmung. Die teilweise propagierten sogenannten “Wellenfront-basierten Gläser” sind aus Sicht des Augenarztes kein zusätzlicher Gewinn und schlichtweg unnötig.

Je nach gewünschtem Verwendungszweck werden verschiedene Typen von Brillen unterschieden. Vor allem mit Beginn der Altersichtigkeit muß gesagt werden: Die Universalbrille, mit der alles ohne Probleme geht, gibt es nicht. Ein gewisser Kompromiß muß meist gemacht werden. Insbesondere bei den Gleitsichtbrillen (s.u.) gibt es auch schon einmal Eingewöhnungsprobleme (s. Brillenunverträglichkeiten).

Wichtig ist auch der richtige Sitz der Brille. Je nach Kopfhaltung muß das Gestell nach unten gekippt sein (Inklination), es darf nicht auf der Nase runterrutschen, die Bügel müssen bequem eingestellt sein und einen stabilen Sitz garantieren und die Gläser dürfen nicht zu nahe an den Wimpern sein, da diese das Glas sonst ständig verschmieren. Trägt man zur Brille eine Mund-Nasen-Maske, sollte der Metallbügel der Maske gut um die Nase gedrückt werden und die Brille auf der Maske sitzen, um besser abzudichten und Ausatmungsluft von der Brillenoberfläche fernzuhalten. Leider gelingt das nicht in allen Situationen, was uns seit Corona oft schmerzhaft bewußt wird.

Im folgenden die großen Gruppen von Brillen für verschiedene Zwecke:

Die "normale" Brille:

Die vorhandene Fehlsichtigkeit wird durch ein sogenanntes “Einstärkenglas” (d.h. eine durchgehende Stärke im ganzen Glas) ausgeglichen.

Bei Kurzsichtigen ist das Auge zu lang und daher muß eine in der Mitte dünne und aussen dicke“Zerstreuungslinse” (konkave Minuslinse) genommen werden, damit das Bild nicht vor, sondern genau auf der Netzhaut scharf abgebildet wird. Durch diese Form wird leider das Gesichtsfeld etwas eingeschränkt, da man nur durch die dünne Mitte wirklich gut sehen kann. Das Auge wirkt durch diese Gläser betrachtet kleiner. Man erkennt dies am besten wenn man schräg durch die Brille schaut, dann ist der Teil des Gesichts kleiner, der hinter dem Brillenglas ist. Siehe Bild unten am Beispiel einer extremen Kurzsichtigkeit.

starke Kurzsichtigkeit

Der Kurzsichtige sieht die Umwelt mit Brille auch verkleinert. Ein Effekt, der mit Kontaktlinsen wegfällt. Deswegen ist das Sehen mit Kontaktlinsen häufig besser als mit Brille.

Bei Weitsichtigen ist das Auge zu kurz und daher muß eine lupenartige Linse genommen werden, die in der Mitte dick und am Rand dünn ist (konvexe Pluslinse) und das Licht verstärkt bündelt. Sie sorgt so dafür, daß das Bild auf der - im Vergleich zum normalen Auge - weiter vorne liegenden Netzhaut scharf abgebildet wird. Das Auge wirkt vergrößert, wenn man es durch diese Gläser betrachtet. Siehe auf dem Bild unten.

starke Weitsichtigkeit

Auch die Umwelt wird vergrößert gesehen, ein Effekt, der wie bei den Kurzsichtigen mit Kontaktlinsen wegfällt.

Bei Personen mit Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) werden sogenannte “Zylinderlinsen” genommen. Das Glas ist wie aus einem zylinderförmigen Glas herausgeschnitten. Zu zwei Seiten wird es daher dünner und an zwei Seiten ist es dicker.

Bei Personen unter 45 Lebensjahren ist mit diesen Gläsern ein Sehen auf alle Entfernungen möglich.

Als zusätzlicher Komfort können Filter, Beschichtungen oder spezielle Materialien für die Gläser verwendet werden:

  • Entspiegelung mindert mittels einer Beschichtung der Gläser die Reflexe z.B. durch Scheinwerfer beim Autofahren. Hinzu kommt, daß jedes nicht entspiegelte Glas die Lichtdurchlässigkeit um 10% mindert. Bei Scheiben, die aus mehreren nicht entspiegelten Schichten bestehen, kann die Lichtdurchlässigkeit um bis zu 30 % gemindert werden. Entspiegelung gibt es in 3 Stufen von einfach über mehrfach bis Superentspiegelung. Entspiegelte Gläser werden scheinbar schneller schmutzig. Dies wirkt aber nur so, weil man den Schmutz auf der matten Oberfläche besser sieht

  • Tönung mindert blendendes Licht, kann aber im Dunkeln stören und die Autofahrtüchtigkeit stark einschränken. Näheres zu den Tönungsgraden siehe unten unter 7. Sonnenbrille. Es gibt sie auch mit sich selbst anpassender Tönung die sogenannten phototrophen Gläser, näheres auch unten unter 7. Sonnenbrille. Je nachdem welche Farbe die Tönung hat kann es zu Farbverfälschungen oder gar Nichterkennen von Dingen kommen. Dies ist insbesondere in der Luftfahrt mit den vielen farbigen Anzeigen ein Problem.

  • extra dünnere Gläser sind aus hochbrechendem Kunststoff oder hochbrechendem Glas

  • Kunststoffgläser sind generell leichter aber auch kratzempfindlicher als normale Gläser. Bei Unfällen sind Kunststoffgläser sicherer. Sie werden besonders gerne für Kinder und Sportler genommen

  • Hartschicht ist eine Beschichtung zum Kratzschutz bei den weichen Kunststoffgläsern

  • “Clean-Coat”-Beschichtung sorgt dafür, dass Wassertropfen abperlen und Staub oder andere Verschmutzungen, wie z.B. Fett, nicht mehr an der Oberfläche haften

  • Antibeschlagbeschichtung wirkt gegen Beschlagen, muß aber durch Reiben mit einem speziellen Tuch immer wieder erneuert werden). Hat die vorhandene Brille dies nicht, kann man mit einem Antibeschlagtuch das lästige Beschlagen in feuchten Räumen oder beim Masketragen vermindern.

  • Seit neuestem gibt es auch eine Beschichtung, die antiviral wirkt und 99,9% der Viren und Bakterien auf der Brillenglasoberfläche abtötet. Seit durch Corona ein neues Hygienebewusstsein entstanden ist, werden auch solche Dinge erfunden.

  • Blaufilter werden unter der Vorstellung eines zusätzlichen Schutzes der Netzhaut bei Bildschirmarbeit eingebaut. Bisher gibt es aber keine Beweise, daß hier ein wirklicher Schutzeffekt erreicht werden kann (vergleiche auch die Seite über die Bedeutung des Lichtes). Auf die Frage ob Blaulichtfilterbrillen für die Bildschirmarbeit sinnvoll sind und wem sie nützen, antwortet der Fachmann sogar noch drastischer: "Niemandem - außer demjenigen, der sie verkauft !

  • Polarisierende Gläser dienen dazu Lichtreflexe auf nassen Fahrbahnen und Wasseroberflächen zu mindern. Auch durch spiegelnde Fensterscheiben kann man besser durchschauen. Insgesamt wirkt vieles farbintensiver und kontrastreicher. LCD Anzeigen können unter bestimmten Bedingungen dann aber nicht mehr abgelesen werden.

  • Gesamtbeschichtung Zusammenfassung von Hart-, Entspiegelungs- und CleanCoat-Schicht heisst z.B. bei Essilor “Crizal”, bei Rodenstock “Solitaire” und bei Zeiss “LotuTec”

Keine Komfortfrage, sondern für die Funktion zwingend notwendig ist die besondere Konstruktion von Kinderbrillen (siehe auch Bild unter Vorsorge). Sowohl die Größe des Gestells als auch seine Form müssen dem kindlichen Gesicht angepaßt sein.

Welches Material für das jeweilige Gestell und das Glas bzw. welche Beschichtung für einen geeignet und auch bezahlbar ist, muß man mit dem Optiker seines Vertrauens besprechen. Hier ist inzwischen eine fast unübersehbare Vielfalt mit diversen Vor- aber auch Nachteilen entstanden. Näheres siehe auch unter (Brillenmaterialien)

Tips zur Pflege Ihrer Brille finden Sie HIER

2. Lesebrille

Ab ca. 45 Jahre ist ein Sehen in die Ferne weiterhin so wie bisher (also ohne Brille bei Normalsichtigkeit oder mit Brille bei Sehfehlern) möglich aber in der Nähe gibt es mit der bisher vorhandenen Korrektur oder ohne Korrektur bei Personen - die bisher ohne Brille zurechtkamen - Probleme. Die Einstellung auf die Nähe gelingt nur noch schwer bis gar nicht. Es bildet sich die sogenannte Alterssichtigkeit aus. Eine Nahkorrektur ist notwendig. Dies führt dazu, daß bei den 45- bis 59-jährigen 73% eine Brille tragen.

Wurde bisher keine Brille getragen wird eine meist Lesebrille verordnet. Entweder als Halbbrille (“Großmutterbrille”) d.h. man blickt über den Rand wenn man weit schauen möchte oder als ganze Brille, die zwar ein großes Gesichtsfeld in der Nähe ermöglicht aber abgenommen werden muß wenn man weit sehen möchte. Auch dies ist eine Einstärkenbrille.

Lesebrille

Wurde schon immer eine Brille getragen oder möchte man nicht über den Rand schauen wird jetzt eine Bifokalbrille (s.3.) oder Gleitsichtbrille (s.4.) verordnet. Siehe auch unten auf der Seite unter 10.Lesehilfen.

3. Bifokalbrille

Bei dieser und den folgenden 4 Typen spricht man von Mehrstärkenbrillen, da mehr als eine Stärke in der Brille eingebaut ist. Bei der Bifokalbrille ist der Leseteil unten wie ein Fenster eingesetzt, das heißt man hat 2 Brillen in einer. Wenn man unten durchblickt, kann man lesen und oben sieht man weit. Manche Patienten sprechen auch von einer “zweispurigen” Brille. Das Wechseln oder Abnehmen der Brille beim Blick von weit nach nah entfällt. Dafür fehlen die mittleren Entfernungen (z.B. Computerbildschirm, Navi, Tacho), die insbesondere beim über 55-jährigen ein Problem darstellen. Weiterhin stört manche der Streifen im Bild (die Kante des unteren Teils) oder auch das auffälligere Aussehen der Brille (“da sieht ja jeder, daß ich alt werde”). Die Amerikaner sprechen abschätzig von “Grannyglasses”, “Großmutterbrillen”.

Franklinglas

Als “Erfinder der Bifokalbrille” gilt übrigens der ehemalige amerikanische Präsident Benjamin Franklin. Er ärgerte sich, daß er immer die Brille zum Lesen und die zum Weitschauen wechseln musste und ließ daher seinen Optiker die Gläser der Nah- und der Fernbrille in der Mitte durchschneiden und die halbierten Gläser in eine Fassung montieren. Oben das Weitglas und unten das Nahglas. Während in der heutigen Bifokalbrille nur ein kleines Fenster unten für das Lesen eingeschmolzen wird, gibt es auch für bestimmte Sonderfälle Gläser nach dem Franklinprinzip, die sogenannte Franklinbrille (oben im Bild). Der Vorteil ist, daß man so einen ganz weiten verzerrungsfreien Nah- und Weitbereich hat, den z.B. die Gleitsichtbrille nicht bieten kann.

4. Gleitsichtbrille

Um neben der Weite und der Nähe wie bei der Bifokalbrille auch den mittleren Bereich voll abzudecken, wurde die Gleitsichtbrille erfunden. Hier findet sich ein übergangslos scharfes Bild von weit bis nah. Beim Geradeausblick sieht man weit durch das Fernteil, mit leicht abgesenktem Blick den Monitor oder den Tacho und unten in der Brille ist dann das Leseteil mit einem scharfen Bereich für 30-40cm. Dies ist gewöhnungsbedürftig, da man immer darauf achten muß wo man gerade durchschaut. Der klassische Fehler des Gleitsichtbrillenneulings ist, am Anfang beim Treppe heruntergehen durch den unteren Teil zu schauen, der nur zum Lesen gedacht ist. Die Stufen erscheinen weiter weg und man stolpert. Auch der Blick nach der Seite, z.B. beim Einparken kann verzerrt oder unscharf sein. Es handelt sich hier um den sogenannten “Schlüssellocheffekt”.

Die feinen Unterschiede der Gleitsichtbrillen finden sich HIER gut erklärt. Von dieser Homepage ihr stammt auch obige Grafik

Aus technischen Gründen ist die Sehschärfe in den Randbereichen des Glases nicht optimal und es kommt zu leichten Verzerrungen. Aus letzterem Grunde ist die Gleitsichtbrille für manche Berufe nicht geeignet (z.B. Fliesenleger, der so eventuell schiefe Fugen legt). Weiterhin muß man sich in der mittleren Übergangszone (Progressionszone) sehr konzentrieren um die passende Höhe zum Scharfstellen der einzelnen Zeile auf dem Bildschirm zu finden. Deswegen gibt es auch zahlreiche Varianten der Gleitsichtgläser, bei denen je nach Einsatzzweck verschiedene Schwerpunkte bei den Ausmaßen und der Lage der einzelnen Bereiche der Brille gesetzt werden. Man sollte daher seine Wünsche dem Optiker genau beschreiben, bevor dieser das Glas aussucht. Bei manchen modernen kleinen Brillen ist das Finden der Bereiche im Alltag schwieriger weil die Zonen noch kleiner sind und die Verzerrungen zuehmen. Eine Gleitsichtbrille sollte daher eine gewisse Mindesthöhe nicht unterschreiten. Sie muss auch ideal und verrutschungssicher sitzen, sonst schaut man durch den falschen Teil des Glases und sieht unscharf. Typisch ist dies bei starkem Schwitzen, dann rutscht sie auf der Nase runter und bei nicht ideal eingestellten Bügeln. Seit neuestem kann, dank Corona, auch eine zu straff sitzende Mund-Nasenschutzmaske, durch ein vorübergehendes verbiegen der Ohren, zu falschem Sitz führen. Ein heikles Thema ist auch der Preis, der stark variiert. Näheres dazu HIER.

Die folgenden 2 Brillen sind Varianten der Gleitsichtbrille, bei denen der Schwerpunkt im Nahbereich liegt und sie sind daher keine Universalbrillen wie die Gleitsichtbrille.

4a. Bildschirmarbeitsplatzbrille

Eine sogenannte Bildschirmarbeitsplatzbrille berücksichtigt die besonderen Entfernungen und Bedingungen des Bildschirmarbeitsplatzes. In der normalen Gleitsichtbrille ist die mittlere Entfernung (der Bildschirm) nur in einem sehr schmalen mittleren Bereich gut lesbar. Mit der normalen Bifokalbrille gelingt dies mit zunehmendem Alter gar nicht mehr, da hier nur ein Lesebereich und ein Fernbereich vorliegt. Daher wird in der Bildschirmarbeitsplatzbrille unter Vernachlässigung der Ferne ein besonders breiter mittlerer Bereich eingebaut. Für den Alltag (z.B. Autofahren) ist diese Brille dann leider nicht mehr geeignet, da der Fernbereich ungünstig hoch liegt oder je nach Ausführung der Bildschirmbrille nur auf 1,5m Entfernung ausgelegt ist. Sie ist also nur eine Zweitbrille für den Arbeitsplatz. Notwendig ist sie hauptsächlich für Leute, die an einem großen Monitor Bildbearbeitung betreiben oder technische Zeichnungen anfertigen müssen (CAD). Man muss dann den Kopf nicht so viel rauf und runter bewegen beim Betrachten, da der scharfe mittlere Bereich breiter als bei der Gleitsichtbrille ist. Auch gibt es hier einen größeren Spielraum bei der Kopfhaltung für das Sehen des Monitors und manche Kopfschmerzproblematik, die ihre Ursache in einer zu sehr nach hinten geneigten Kopfhaltung hat, wird so behoben. Wobei letzteres in der Regel an einer zu schwachen Gleitsichtbrille liegt und eine Neuanpassung das Problem behebt. Vielfach zahlt der Arbeitgeber hier dazu oder übernimmt diese Brille komplett, wenn mit der eigenen Gleitsichtbrille kein unbeschwertes Arbeiten möglich ist. Nach meiner persönlichen Meinung braucht niemand, der eine perfekt angepasste Gleitsichtbrille hat und nur Textbearbeitung am Bildschirm macht, eine Bildschirmarbeitsplatzbrille.

Für den gleichen Einsatz werden auch die “degressiven Gläser” auch “Gleitsichtgläser für die Naharbeit” genannt eingesetzt. Auch sie sind nicht für das Autofahren, sondern nur für den Bildschirmarbeitsplatz geeignet. Hier umfasst der Arbeitsbereich 40cm (Nahteil) bis 1m (Fernteil). Vorteil ist, daß die Progressionszone hier sehr breit ist und man nicht ganz so konzentriert “scharf stellen” muß.

Insgesamt gibt es hier aber zahlreiche Varianten und mancher schwört auch auf eine Bifokalbrille, die oben für die Bildschirmentfernung und unten für den Lesebereich eingestellt ist, da hier keine Einschränkungen nach der Seite bestehen, wie sie bei allen Mehrstärkenbrillen technisch nicht zu vermeiden sind. Eine genaue Beratung, welche Variante für den persönlichen Zweck geeignet ist, ist also sinnvoll.

4b. Raumbrille

Während die Arbeitsplatzbrille nur am Schreibtisch getragen werden kann und man im Raum unscharf sieht, sorgen die Raumbrillen (auch Raumkomfort-Brille oder Nahkomfort-Brille genannt) für gutes Sehen im Nahbereich (Beispiel Computerbildschirm) und darüber hinaus im gesamten Raum. Man sieht also weiter als mit der Arbeitsplatzbrille. Öffnet sich die Türe und jemand betritt den Raum oder möchte man einfach den Kalender an der gegenüberliegenden Wand erkennen dann kann man durch diese speziellen Gläser auch weiter entferntere Zonen problemlos scharf sehen. Diese Mehrstärkengläser sind perfekt auf den Nah- und den erweiterten Nahbereich von bis zu drei bis 4 Metern Abstand ausgelegt, also die Anforderungen des Sehens im Raum und nicht nur am Schreibtisch.

5. "Zwischenbereichsbrille"

Diese Brillenform hat ein großes Nahfeld und oben ein Feld für mittlere Entfernungen aber keine Progressionszone. Sie ist für den leicht Alterssichtigen oder später für das Lesen und das Gespräch gedacht (Modell “Interview”) bzw. auch am PC möglich.

6. Individuell angepaßte Gläser

Hier werden besondere Arbeitsabstände in der Gleitsichtbrille berücksichtigt. Naturgemäß sind solche Sonderanfertigungen etwas teurer.

7. Sonnenbrille

Die Sonnenbrille dient der Dämpfung der blendenden Helligkeit (siehe Blendung) und bringt die Lichtmenge in einen Bereich, in dem Details wieder besser erkannt werden als bei der maximalen Helligkeit, die ansonsten die Rezeptoren in der Netzhaut so überreizt (sättigt), daß sie keinen umfangreichen Helligkeitskontrast mehr erkennen können. Weiterhin dient sie dem Schutz vor dem schädlichen UV-Licht (s.Bedeutung des Lichtes). Sie hat bei fehlendem Sehfehler keine Werte und bei vorliegendem Sehfehler kann eine entsprechende Korrektur eingearbeitet werden. Dann kann man auch von “getönter Brille” sprechen. Das Ausmaß der Tönung hängt vom Verwendungszweck ab. Im Hochgebirge, auf Schnee und am Meer mit der intensiven Helligkeit muß sie natürlich dunkler sein. Es gibt hier 5 verschiedene Stufen (s.u.). Qualitätssonnenbrillen geben das mit z.B. “Kat 3” auf dem Bügel an (Bild unten). Universell verwendbar ist Kategorie 2 mit einer Lichtdurchlässigkeit von 18 bis 43 Prozent, d.h. es wird 57-82% des Lichtes abgehalten. Für pralle Sonne haben die üblichen Sonnenbrillen jedoch einen dunkleren Filter der Blendschutzkategorie 3 mit einer Lichtdurchlässigkeit von nur noch 8 bis 18 Prozent.

Grad des Blendschutzfilters:

Kategorie 0: 3-20% Tönung ((Nur sehr leichter Blendschutz für den Abend)

Kategorie 1: 20-57% Tönung (Leichter Schutz für bedeckte Tage)

Kategorie 2: 57 bis 82% Tönung (Dunkler Filter für sonniges Wetter im Schatten)

Kategorie 3: 82-92% Tönung (Empfohlener Filter für Strand und Sport)

Kategorie 4: 92-97 % Tönung (Für Alpin- und Wassersport mit praller Sonne)

Sonnenschutz

Skifahrer sollten Kategorie 4 wählen, da vor allem frischer Schnee die UV-Strahlung fast vollständig (90%) reflektiert und sie daher im Gegensatz zu dunklen Bodenoberflächen ungedämpft Richtung Auge lenkt. Aber auch mit zunehmender Höhe nimmt die UV-Strahlung zu, da sie durch weniger Luftschichten gefiltert wird. Die Kategorie 4 (hält 92-97% des Lichtes ab) ist daher auch ohne Schnee für das Hochgebirge gedacht. Für den Straßenverkehr ist sie jedoch ungeeignet (!!), da man damit zu wenig sieht. Bergwanderer sollten je nach Höhenlage (je höher desto intensiver das Licht) Kategorie 3-4 wählen und auch darauf achten, daß die Gläser um das Auge herumreichen, damit die seitliche Strahlung auch abgehalten wird.

Wenn man nicht 2 Brillen haben möchte (Klare und Sonnenbrille) gibt es auch die Möglichkeit eine Brille zu wählen, bei der man bei Bedarf mittels eines Magnetclips ein getöntes Glas auf die klare Brille aufzusetzen.

Eine Sonderform ist die variable Tönung, sogenannte “selbsttönende (phototrophe) Gläser”. Hier paßt sich die Tönung, durch eine chemische Reaktion von Silberhalogeniden im Brillenglas, in Abhängigkeit von UV-Strahlung und Hitze, selbstständig an. Dies funktioniert allerdings nicht unter allen Bedingungen. In einem kalten Auto im Winter z.B. - d.h. wenn es noch kalt ist und die UV-Strahlung fehlt (geht durch die Windschutzscheibe kaum durch) - tönt sich die Brille kaum. Auch bei plötzlichen Einfahrten in einen oder Ausfahrten aus einem Tunnel, braucht eine solche Brille natürlich etwas, um zu reagieren. Im Einzelfall kann dies störend sein. Der Tönungsbereich, das heißt die Grundtönung und die maximale Tönung kann in einem gewissen Bereich beim Kauf gewählt werden.

Extrem wichtig ist der UV- Schutz bei Sonnenbrillen. Tönung und UV-Schutzwirkung haben nämlich nichts miteinander zu tun ! Der UV-Filter ist farblos. Bei guter Tönung aber schlechtem UV-Schutz kann die schädliche Strahlung nämlich ungehindert durch die weite Pupille (es ist ja dunkel für das Auge) in das Auge dringen. Selbst kann man den UV-Schutz nicht prüfen. Ein Hinweis auf ausreichenden Schutz ist das “ CE-Symbol” (EU-Norm erfüllt) auf dem Bügel oder die Aufschrift “EN 1836”. Dennoch sind die beiden Zeichen kein Garant für den UV-Schutz, denn es sind auch Brillen mit gefälschten Gütesiegeln im Umlauf bzw. es gibt keine Prüfung durch unabhängige Stellen.

Sonnenbrille Tönung und  UVschutz

In der Regel erfüllen die in Deutschland verkauften Brillen die Anforderungen aber vereinzelt gibt es selbst bei teuren Brillen mangelnden und damit gesundheitsgefährdenden UV-Schutz. Manche Optiker können das Ausmaß des Schutzes auch mit speziellen Geräten messen. Erwähnt werden sollte auch noch, daß das CE-Siegel nur Schutz bis 380nm Wellenlänge verspricht, während der Hinweis UV400 einen erweiterten Schutzbereich umfasst, wie er in Australien als Mindeststandard vorgeschrieben ist. Ob auch noch der Blaubereich weggefiltert werden soll (bis 480nm) ist umstritten (s.Makulopathie). Die UV-Strahlung nimmt übrigens mit je 1000 Höhenmeter um 30% zu. Auf 3000m Höhe herrscht also eine um 90% höhere UV-Strahlung als im Flachland, Grund sind die Teilchen in der Luft, die einen großen Teil der Strahlung “aufsaugen” (absorbieren). Je höher desto dünner die Luft und desto weniger dick die Luftschicht (Atmosphäre), durch die die Sonnenstrahlen durchdringen müssen.

Beim Kauf bedacht werden muß auch die Form. Eine modische kleine Brille bringt nicht viel, da das Licht doch von allen Seiten eindringt. Die Brille sollte schon guten Seitenschutz bieten.

Weiterhin ist die Farbe zu bedenken. Grau oder Braun sind ideal. Sie verändern die Umgebungsfarben kaum und sind für den Strassenverkehr geeignet. Tiefblau, orange oder rot gefärbte Gläser sind besonders beim Autofahren problematisch. Warnhinweise wie Bremslichter, Ampeln oder Schilder sind mit diesen Tönungen schlechter und damit später erkennbar. Gelbfarbige Gläser verfälschen die Farben zwar auch, geben aber bei Dunst und Nebel bessere Kontraste. Orangefarbige Gläser sind beim Outdoor-Sport praktisch, da sie den Grünkontrast verbessern.

Wichtig ist auch die Glasqualität, denn es gibt auch sehr preiswerte Sonnenbrillen beim Discounter. Kritisch können bei Sonnenbrillengläsern winzige Einschlüsse oder Schlieren sein, die den Kontast herabsetzen und zu Verzerrungen führen. Das kann man beim Kauf leicht selbst testen, indem man die Brille auf Armeslänge vor sich hält und ein gleichmäßiges Streifen oder Karomuster betrachtet. Wenn sich dessen Form schon bei leichten Bewegungen der Brille verändert, taugt sie nichts.

Übrigens im Jahr 2012 wurden 45 Millionen Sonnenbrillen im Wert von 192,1 Millionen Euro eingeführt. 85,5% kamen aus China. In 2014 waren es sogar fast 55 Millionen. Nicht einmal 19% wurden vom Optiker verkauft.

Zur Geschichte der Sonnenbrille: Eine der frühesten bekannten Verwendungen einer „Sonnenbrille“, war die durch Kaiser Nero im alten Rom. Nero lebte von 37 – 68 n. Chr.. Er war bekannt dafür bei Gladiatorenkämpfen das Geschehen durch grüne Smaragde zu betrachten, um sich so vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Die Eskimos - bzw. heutzutage Inuit - entwickelten bereits vor 2000 Jahren auch so eine Art Sonnenbrille, die sogenannte Schlitzbrille, um sich vor der Blendung und dem Entstehen von Schneeblindheit zu schützen. Sie schnitzten aus Treibholz, Seehundknochen, Elch-, Rentiergeweih oder Walrosszähnen eng anliegende Scheiben, die sie vor die Augen banden, in die sie dann kleine Schlitze zum Durchschauen schnitzten (s.Bild unten). So fiel deutlich weniger Licht in die Augen und sie wurden dadurch weniger geblendet und es kamen weniger UV-Strahlen auf die Hornhaut, um eine Schneeblindheit zu verhindern. Sozusagen eine Ergänzung zum Lider zusammenkneifen und der Verengung der Pupille. Einen kompletten UV-Schutz boten sie mangels UV-Filter natürlich nicht. Als kleinen Nebeneffekt, wirkten die schmalen Schlitze physikalisch wie eine Lochblendenkamera und erhöhten so die Sehschärfe. Ende des 15. Jahrhunderts wurden Brillen zum Schutz vor der Sonne mit Gläsern aus Bernstein oder eingefärbten Gläsern versehen. Es waren meist grüne Brillengläser, die als Schutzgläser Verwendung fanden. Man hielt eben die grüne Farbe, die Farbe der Wiesen und Wälder, für besonders angenehm für die Augen. Aber auch blaue Gläser wurden bevorzugt, weil man die blaue Farbe des Himmels als "augenstärkend" ansah. Noch im 19. Jahrhundert behaupteten sich die blauen Gläser. Sie verloren erst ihre Vorherrschaft, als man erkannte, dass sie keinen Schutz gegen die unsichtbaren ultravioletten Strahlen boten. 1905 gelang Josef Rodenstock mit den gelbgrünen Sonnenschutzgläsern "Enixantos" ein entscheidender Schritt in der Entwicklung der Sonnenbrille. In der Folge galten die blauen, grünen, grauen und gelben Gläser als ungeeignet, da sie die natürlichen Farben zu stark verfremdeten und den Augen keinen wirklichen Schutz boten. Wie bedeutsam der UV-Schutz ist, wurde im Jahre 1912 deutlich, als anlässlich einer Sonnenfinsternis 3000 Personen nachgewiesene Augenveränderungen erlitten, von denen 10% eine bleibende Sehverschlechterung davontrugen.

Eskimosonnenbrillen

Im gleichen Jahr wies der Züricher Professor für Augenheilkunde A. Vogt nach, dass nicht nur die in den Sonnenstrahlen enthaltenen unsichtbaren UV-Strahlen dem Auge schaden, sondern auch die ebenfalls im Sonnenlicht enthaltenen unsichtbaren Wärmestrahlen, die als ultrarot (heute: Infrarotstrahlen) bezeichnet wurden. Sie können durch ihren schädlichen Einfluss auf die Augenlinse zum sogenannten Glasbläserstar führen. Zum Schutz gegen diese entwickelte ZEISS das Uropunktal-Glas. Dem folgte das braungraue Umbral-Glas, ebenfalls von Zeiss, das nicht nur schädliche ultraviolette und ultrarote Strahlen absorbierte, sondern es dämpfte auch blendende sichtbare Sonnenstrahlen. Es ist mit einer graubraunen Glasschicht versehen, die den Vorzug besitzt, einen natürlichen Farbeindruck zu vermitteln.

Näheres zu Schäden an den Augen durch Strahlung generell s.a. unter die Bedeutung des Lichtes).

8. Taucherbrillen

Über die Korrektur von Sehfehlern beim Tauchsport lesen Sie unter Tauchsport

9. Sportbrillen

Man schätzt, daß 15,6 Millionen Menschen in Deutschland eine optische Sportbrille oder Kontaktlinsen für mehr Leistung und mehr Sicherheit benötigen würden. Von den 18 Millionen Sport treibenden Menschen mit Brille oder Kontaktlinse tragen aber nur 2,4 Millionen eine optische Sportbrille, die mit Korrektionsgläsern ausgerüstet ist. Von den 20% der Schüler, die im Alltag eine Brille tragen, verwendet die Hälfte diese beim Sport nicht. Es gibt für jede Sportart spezielle Brillengestelle, die ggf. auch einen direkten Volltreffer mit einem Handball ohne Schaden überstehen würden. Solche Brillen dienen dann nicht nur der Korrektur des Sehfehlers, sondern sind auch eine Schutzbrille (s.u.). Die meisten Verletzungen gibt es mit Metallgestellen, die für den Ballsport absolut zu gefährlich sind. Besonderheiten des Auges im Sport finden Sie unter Auge und Sport. Einen ausführlichen Test von sporttauglichen Brillen finden Sie unter Schulsportbrillentest.

9b Schiessbrille

Eine besondere Form der Sportbrillen sind die "Schiessbrillen". Hier steht zunächst der Augenschutz bei Fehlfunktionen der Waffe oder umherfliegenden Teilen in der Umgebung im Vordergrund und deswegen sind es bruchsichere Polycarbonatgläser mit Seitenschutz. Liegt ein Sehfehler vor muß eine Korrektur ergänzt werden. An sich schießt man beidäugig aber nicht jeder kann dies, insbesondere wenn das zielende Auge nicht das führende Auge ist. Zukneifen des nicht zielenden Auges führt jedoch zu Verspannungen der Lider des zielenden Auges und kann die maximale Sehschärfe einschränken. Daher wird das "störende" Auge abgedeckt. Dies darf aber nicht eine dunkle Blende sein, da sich sonst die Pupillen gemeinsam erweitern und die Sehschärfe abnimmt. Es wird daher ein weißes Mattglas verwendet. Der Sehfehler wird dann nur für das zielende Auge, mittels Glas korrigiert. Die Korrektur erfolgt genau passend für die Zielentfernung und entspricht nicht den Alltagsgläsern. Varioglashalter sind für Dreistellungskämpfer oder Sportschützen wichtig, die mehrere Disziplinen mit unterschiedlichen Entfernungen bestreiten. Auf dem Glasträger tauschen Sie das Korrekturglas aus oder verstellen seine Achse und Neigung je nach Anschlagposition. Beim Alterssichtigen jenseits der 45, insbesondere wenn er ein Pistolenschütze ist, wird ggf. kein Glas eingesetzt. Hier erfolgt die Korrektur mit einer sogenannten Lochblende. Der Hintergrund ist, daß ja nicht nur die Nähe mit Kimme und Korn aber auch die Ferne, in Form der Zielscheibe, gesehenen werden muß aber der Alterssichtige nicht mehr alle Entfernungen gleichzeitig sehen kann und eine ansonsten im Alltag funktionierende Mehrstärkenbrille (s. oben unter 4. Gleitsichtbrille) aus praktischen Gründen hier nicht verwendet werden kann, denn er kann ja nicht den Kopf bewegen, um beim Zielen die unterschiedlichen Korrekturbereiche der Gleitsichtbrille zu nutzen. Auch das beim Gewehr mögliche Verstellen der Zieloptik ist beim Pistolenschützen ja nicht möglich. Die sogenannte Lochblende funktioniert wie eine Lochkamera. Durch die schmale Öffnung wird das Bild von Nah bis Fern abgebildet und ein Sehfehler muss evtl. nicht berücksichtigt werden. Je nach Entfernung, Beleuchtung und Ziel besteht weiterhin die Möglichkeit die Öffnung - vergleichbar der Pupille - größer oder kleiner zu stellen und dadurch Kontrast und Tiefenschärfe präzise einstellen. Man spricht daher von einer "Irisblende". Das zweite Auge wird wie schon erwähnt durch ein Mattglas verdeckt und muß dadurch nicht extra zugekniffen werden (s. Bild unten). Es gibt bei Schützenwettbewerben genaue Regeln welcher Schutz und welche Hilfsmittel vorgeschrieben bzw. erlaubt sind.

Schiessbrille

Schiessbrille von einem "Rechtsschützen". Da der Kopf beim Gewehr schräg anliegt ist die Lochblende relativ weit in der Mitte. Beim Pistolenschiessen würde sie rechts mittig befestigt sein.

10. Lesehilfen und Internetbrillen

In der Regel wird bei Sehfehlern die Brille beim Optiker angepasst. Erste Ausnahme ist die Lesehilfe, erhältlich meist beim Discounter. Bei ungefähr seitengleichem Sehfehler der Augen, kann beim Auftreten von Alterssichtigkeit eine Nahverstärkung aufgesetzt werden, um mal schnell im Telefonbuch oder auf der Speisekarte etwas nachzuschauen. Da das Glasmaterial qualitativ eher mäßig ist und auch bei der Herstellung der genaue Abstand der Pupillen und die Sitzhöhe der Brille nicht bekannt war, führt dies bei längerem Lesen zu Beschwerden. Als “Unterwegs-mal-schnell-Brille” kann dies jedoch akzeptiert werden. Man nennt sie deswegen auch Lesehilfe oder “Zweitlesebrille”. Für längeres Lesen sollte eine “richtige” Lesebrille vom Optiker angepasst werden.

Die zweite Ausnahme sind online bestellte Brillen. Derzeit werden 4% der Brillen online bestellt. Man gibt seine Werte ein, misst den Augenabstand mit einer Schablone selbst und bestellt seine individuelle Brille. Sogar Gleitsichtbrillen werden so geordert. Locken tut der scheinbar sehr günstige Preis und das Argument, daß dies Brillen in “Optikerqualität” seien. Hierzu gibt es einiges zu sagen. Erstens, eine Brille gleicher Qualität und Preislage ist auch bei Optikern, insbesondere den grossen Ketten erhältlich. Zweitens bedarf ein Brillenglas einer sehr genauen Anpassung hinsichtlich Höhe und Abstand des Mittelpunktes des Glases in Bezug zur Pupille des zukünftigen Trägers. Dies ist mit der Schablone nicht exakt möglich. Die Höhe wird gar nicht gemessen und die Lage der Pupille nur ungenau, unter anderem da bereits beim Ausdruck der Schablone mit dem heimischen Drucker Formatprobleme möglich sind. Wenn man bedenkt, dass insbesondere Gleitsichtbrillen nur 1mm Toleranz bei der Lage des Mittelpunktes (Zentrierung) dulden, wenn Verträglichkeit erreicht werden soll, ist ein Mißerfolg und eine unnötige Belastung der Augen vorprogrammiert. Insofern gilt das mit der “Optikerqualität” allenfalls für das Glas aber nicht für die fertige Brille.

11. Vergrößernde Sehhilfen

Wenn mit normalen Brillen kein Lesen mehr möglich ist, gibt es spezielle besonders stark vergrößernde Brillen (s. unter Vergrößernde Sehhilfen).

12. Brillen für Entwicklungsländer

Die Eindollarbrille, siehe www.eindollarbrille.de

950 Millionen Menschen auf der Welt bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten. Kinder können nicht lernen und Erwachsene nicht arbeiten und für ihre Familien sorgen. Die Lösung: Die EinDollarBrille. Sie besteht aus einem leichten, flexiblen Federstahlrahmen und fertigen Gläsern aus Kunststoff, die einfach eingeklickt werden. Die EinDollarBrille kann nach einer Schulung von den Menschen vor Ort selbst hergestellt und verkauft werden. Die Hersteller und Optikerinnen können von der Produktion und dem Verkauf leben. Der Materialpreis liegt bei rund 1 US Dollar, der Verkaufspreis bei 2-3 ortsüblichen Tageslöhnen. Das Spendenkonto des gemeinnützigen Vereins, wenn man dies unterstützen will:

Ein DollarBrille e.V., IBAN: DE56 7635 0000 0060 0444 15 BIC: BYLADEM1ERH

Man kann sich auch persönlich ehrenamtlich engagieren. Dann bitte unter info@OneDollarGlasses.org melden. Näheres auch unter: www.eindollarbrille.de.

13. Schutzbrillen

Je nach beruflicher Tätigkeit oder Sportart gibt es auch noch Brillen, die durch die Stabilität des Gestells und insbesondere der Gläser als Schutz für die Augen dienen. Bei Arbeiten wie dem Schweißen, beim Arbeiten mit ätzenden Flüssigkeiten, beim Flexen und bei Sportarten mit erhöhter Gefahr für die Augen (kleine Bälle, Schläger in Kopfnähe, Schießen bei Jagd und Sport) sind diese Brillen zwingend. Näheres auch unter Unfälle der Augen.

Seit wann gibt es Brillen ?

Die frühesten bekannten theoretischen Überlegungen zur Optik stammen aus der Antike (Euklid 300 v.Chr,). Die Römer kannten auch schon die vergrößernde Wirkung einer mit Wasser gefüllten Kugel. Der griechische Mathematiker Ptolemäus (90-160n.Chr.) konnte dann schon die genauen Brechungseigenschaften von Wasser und Glas ermitteln aber wir wissen heute, dass weder die Griechen noch die Römer im Altertum Sehilfen kannten.Das nächste optische Lehrbuch erschien erst 800 Jahre später im arabischen Raum des Mittelalters, geschrieben von Ibn al.Haitham (um 1000 n.Chr.).

Im 13. Jahrhundert gelang es schließlich Roger Bacon durch systematisch Untersuchungen der Lichtbrechung die “Linsenmachergleichung” zu finden. Er beschrieb auch die erste Lesehilfe, den sogenannten Lesestein. Ein halbkugeliges Kristall, dass zur Vergrößerung auf die Schrift gelegt wurde. Heute wird es als Hellfeldlupe bezeichnet. Er verbreitete sich im 13. Jahrhudert schnell, unter anderem durch handwerklich begabte Mönche des Franziskanerordens, die so ihren alterssichtigen Mitbrüdern das Lesen ermöglichten. Da man (ausser in Venedig) nicht in der Lage war farbloses Glas herzustellen, verwendete man geschliffene Bergkristalle, auch Beryll genannt - der sprachlichen Mutter der Brille. In Deutschland wurden die Lesesteine erstmals in der Dichtung im 13. Jahrhundert erwähnt.

Lesehilfe auf Gemälde von 1510

Die ersten Brillen wurden dann auch wahrscheinlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts konstruiert. Im frühen Buchdruck und Gemälden fanden sich Hinweise auf ihre Konstruktion. Sie bestanden aus 2 Holzrahmen, ähnlich unseren heutigen Leselupen und waren paarweise am Ende des Griffs mittels eines Niets beweglich verbunden, daher der Name Nietbrille. Die erste bildliche Darstellung stammt von 1352. Mit etwas Glück hielten sie auf der Nase, ansonsten hielt man sie in der Hand. Einen Ausschnitt aus einem Bild von 1510 mit einer derartigen Brille sieht man oben. Es gab zunächst nur Plusgläser, also lediglich die Alterssichtigkeit und Weitsichtigkeit konnte so kompensiert werden. Ihre Brechkraft lagbei zwei bis drei Dioptrien und das Glas war aufgrund von metallischen Verunreinigungen leicht grün verfärbt. Ihre Darstellung fand sich auf zahlreichen Altarbildern und Kirchenfenstern. Da vor allem gealterte Heilige und Kirchenfürsten damit gezeigt wurden, weist dies darauf hin, daß vor allem die Geistlichkeit zu ihren ersten Nutzern zählte. Letzteres hatte natürlich mit der noch nicht so großen Verbreitung der Lesefähigkeit in der allgemeinen Bevölkerung zu tun. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen die ersten Lederbrillen auf den Markt. Die Gläserhalterung bestand aus zwei Lederstreifen, die über die Augen reichten und ausgestanzt die Gläser enthielten. Der Sitz war aber mässig und so kamen Mitte des 16. Jahrhunderts Brillengestelle aus Kupferdraht auf den Markt. Sie wurden auf die Nase geklemmt oder mit einer Hand vor das Auge gehalten. Ohrbügel kamen erst 3 Jahrhunderte später zum Einsatz. Die ersten konkaven Gläser zur Korrektur der Kurzsichtigkeit sind erst gegen 1490 und 1500 beschrieben.

Die Regensburger Brillenmacherordnung aus dem Jahre 1600 schrieb bereits die Anfertigung von zwei Schießbrillen als Meisterstück vor. Unter Schießbrille verstand man ein einzelnes Glas auf einem Stiel, das auf dem Gewehrschaft angebracht wurde. Um 1850 hatten die Schießbrillen meist nur Lochblenden in unterschiedlichen Größen vor dem Zielauge. 1896 wurde in England die erste Schießbrille mit verstellbarer Irisblende zum Patent angemeldet. Auf die Irisblende konnten Filter und Korrekturgläser gesteckt werden.

Im Sommer 1608 kam der holländische Brillenmacher Hans Lipperhey auf die Idee ein Fernrohr zukonstruieren, als er in seinem Laden Kinder mit herumliegenden Linsen spielen sah und diese zufällig eine konkave Minuslinse vor eine konvexe Pluslinse hielten. Es wurde daher auch holländisches Fernrohr oder Galilei-Fernrohr genannt, da Galilei es später weiter entwickelte. Noch heute wird dieses Prinzip beim Opernglas, bei der Fernrohrbrille (s. Vergrößernde Sehhilfen) und bei Telekonvertern beim Photographieren genutzt. Vorteil dieses Prinzips ist das aufrecht stehende Bild. Bei der anderen Art des Fernrohrs, dem astronomischen oder Kepler-Fernrohr, ist das entstehende Bild verkehrt herum und muß erst durch spezielle optische Tricks aufgerichtet werden.

Wann werden Brillen noch von der Kasse bezahlt?

Das ist etwas kompliziert. Aber im Prinzip bis 18 Jahre immer und danach nur in Ausnahmefällen (z.B. bei sehr starker Sehbehinderung oder Fehlsichtigkeiten über 6dptr). Übernommen werden auch nur gewisse Festbeträge, die in den meisten Fällen die realen Kosten bei weitem nicht abdecken. Das ist durchaus ein soziales Problem, da die ältere Rentnerin mit geringer Rente sich häufig keine vernünftige Brille leisten kann und dann ganz darauf verzichtet.

Gleichzeitig werden von den Kassen aus PR-Gründen Therapien bezahlt, deren Wirksamkeit gar nicht bewiesen ist, wie z.B. die Homöopathie. Für Jürgen Windeler vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, zuständig für die Wirksamkeits-Prüfung von Therapien, ist klar, dass die hochverdünnten Homöopathika nur Scheintherapien sind. “Menschen verstehen nicht, warum sie ihre Brille selber zahlen müssen - und gleichzeitig erstatten die Kassen Homöopathie“, sagt er. “Krankenkassen glauben ja selber nicht an den Nutzen dieser Verfahren.“

Zu den Ausnahmen im Erwachsenenalter gehört Weit- und Kurzsichtigkeit über 6 Dioptrien und Hornhautverkrümmung über 4 Dioptrien. Auch bei quasi Einäugigkeit, wenn ein Auge nur 20% und weniger sieht, werden Kunststoffgläser übernommen. Zuschüsse gibt es aber generell nur auf die Gläser und nie auf das Gestell.

Weitere Informationen im Internet

Die Geschichte der Brille allgemein und der Sonnenbrille im besonderen, sowie Informationen zur Brille und Kontaktlinse allgemein im Internet.

Gute Erklärungen und vor allem Grafiken finden sich auch auf Brillen und Sehhilfen.de.

Eine Übersicht über Brillenversicherungen findet sich in der Waizmanntabelle.

(Stand 14.12.2023)