Kopfschmerzen und Auge:

22,5 Millionen Deutsche leiden regelmäßig unter Kopfschmerzen. Häufig haben Kopfschmerzen nichts mit den Augen zu tun, selbst wenn der Schmerz im oder hinter dem Auge zu sitzen scheint. Nichtsdestotrotz sollte - bevor zahlreiche andere aufwendige Untersuchungen (Computertomographie etc.) veranlaßt werden - zunächst eine Augenuntersuchung stattfinden, da hier am einfachsten und schnellsten zumindest einem Teil der Patienten schon so geholfen werden kann.

Augenbedingte Kopfschmerzen:

Einer dänischen Studie zufolge sind nur 3% aller Kopfschmerzen ursächlich auf eine Augenerkrankung zurückzuführen. Die Umgebung des Auges besitzt besonders viele stark schmerzempfindliche Nervenfasern, so daß hier bestehende Schmerzen leicht ausstrahlen können. In den Kapiteln Rotes Auge und Druckschmerzen am Auge wird hierauf eingegangen.

Kopfschmerz

Typisches Beispiel einer im Auge gelegenen Ursache für Kopfschmerzen ist das seltene Engwinkelglaukom, eine Form des Grünen Stars. Das weitaus häufigere Weitwinkelglaukom macht in der Regel keine Schmerzen. Auch Entzündungen der Lider (z.B. das Gerstenkorn) und der Tränendrüse bzw. der Tränengänge können sich mit Schmerzen bemerkbar machen. Hornhautverletzungen (siehe unter Hornhauterkrankungen) oder die Regenbogenhaut- (siehe unter Uveitis) bzw. Lederhautentzündung können sehr schmerzhaft sein. Nicht zu vergessen, sind auch unkorrigierte Sehfehler (unterkorrigierte Alterssichtigkeit, Weitsichtigkeit oder überkorrigierte Kurzsichtigkeit) oder eine ungünstige Arbeitsumgebung (Bildschirmarbeit vor allem bei ungünstiger Beleuchtung z.B.), die immer wieder ein Grund für Kopfschmerzen aufgrund der starken Sehbeanspruchung sind.

Kopfschmerzen mit Augenbeteiligung:

Im weiteren wird auf Kopfschmerzen, bei denen die Augenumgebung oder das Auge selbst - wenn auch nicht ursächlich - beteiligt ist, eingegangen. Hierbei handelt es sich um ein sehr schwieriges Gebiet bei dem viele Facharztdisziplinen beteiligt sind. Bei Kopfschmerzen werden 14 Hauptgruppen unterschieden, die sich wiederum in 200 verschiedene Kopfschmerzformen unterteilen. Der Kopfschmerztyp kann sich zusätzlich im Laufe des Lebens wandeln, Mischformen (Migräne mit Spannungskopfschmerz z.B.) kommen vor. Es wird aus Platzgründen daher nur auf die typischen Anzeichen der häufigsten Kopfschmerzformen eingegangen. Für den Betroffenen ist dies nur ein Hinweis und entbindet nicht von der Notwendigkeit einer ärztlichen Untersuchung, um seltene und unerfreuliche Ursachen (Tumore z.B.) nicht zu übersehen und die richtige Therapie zu veranlassen. Gleich zur Beruhigung vorweg: Kopfschmerzen aufgrund von Hirntumoren sind eher selten und in weniger als 0,1% aller Kopfschmerzpatienten erstes und einziges Symptom !

Es drückt von oben

1. Spannungskopfschmerz:

Die häufigste aller Kopfschmerzformen, die beim Hausarzt diagnostiziert wird. Es handelt sich um Patienten die die Grenzen ihrer Belastungfähigkeit nicht erkennen, sich übernehmen und auch nicht entspannen können (Kopfschmerzen auch in Ruhephasen, der “Wochenendkopfschmerz”). Die Ursachen sind unklar. Die Patienten sind sozusagen im weitesten Sinne “verspannt” (d.h. es können aber müssen keine Muskelverspannungen vorliegen). Der Schmerz ist drückend und einengend wie ein Helm oder ein Band um den Kopf, nicht pulsierend wie Migräne, nicht sehr stark, meist beidseitig, es kommt nicht zu Übelkeit oder Erbrechen aber es kann Licht- oder Geräuschempfindlichkeit vorliegen. Insbesondere für Spannungskopfschmerzen ist ein gefühlter Druck hinter den Augen ein klassisches Begleitsymptom.

Es gibt keine Verstärkung durch Anstrengung, der Betroffene bleibt begrenzt arbeitsfähig. Die Dauer beträgt eine halbe Stunde bis eine Woche. Man unterscheidet die chronische Form mit mehr als 15 Tagen pro Monat von der episodischen Form mit weniger als 15 Tagen pro Monat. Bei letzterer wird noch mal unterteilt in sporadische (weniger als 12 Tage im Jahr) und häufige (12-180 Tage im Jahr) Form. Bei der chronischen Form sollte eine Computertomographie oder Kernspintomographie des Kopfes durchgeführt werden um schlimmere Ursachen auszuschließen. An sich wird nämlich bei diesen Beschwerden seltener der Arzt aufgesucht und viele Betroffene betreiben Selbsttherapie.

2. Migräne:

Die zweithäufigste aller Kopfschmerzformen aber die häufigste wegen der der Arzt aufgesucht wird. Sie wird allerdings nicht so häufig erkannt. Sie wird von der WHO auch zu den Top 10 der nichttödlichen Krankheiten mit den stärksten Beeinträchtigungen gezählt. Als Ursache vermutet man derzeit eine Dysfunktion des Gehirns, die dann zu Veränderungen in der Kopfdurchblutung und den Kopfnerven führt. Es besteht eine Reaktionsbereitschaft, die bei Hinzukommen bestimmter auslösenden Faktoren (Trigger) zum Anfall führen kann. In einer aktuellen Querschnittsstudie waren die häufigsten Auslöser bei Frauen die Menstruation (78 %), Stress (77 %) und helles Licht (69 %), während bei Männern Stress (69 %), helles Licht (63 %) und Schlafentzug (60 %) am häufigsten waren. Betroffen sind schätzungsweise eine Milliarde Menschen weltweit und in Deutschland rund 15 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer. Andere Zahlen sprechen von ca. 8-10 Millionen Erwachsenen in Deutschland. Rund 2,8 Millionen haben eine diagnostizierte Migräne und von diesen erleiden 1,6 Millionen 3-4 Migränetage im Monat. Es wird geschätzt, dass so 143 Millionen Personenarbeitstage in Deutschland im Jahr verloren gehen und damit 15 Milliarden Euro pro Jahr Kosten bei den Arbeitgebern entstehen. Die Migräne beginnt meist schon im Kindes- und Jugendalter, tritt familiär gehäuft (erblich) und vor allem bei Frauen (70:30 Frauen zu Männer) auf. Bei der “einfachen Migräne” ist der Schmerz pulsierend und pochend, mäßig bis stark, dauert 4-72 Stunden und ist bei 2/3 halbseitig durchaus mit Seitenwechseln d.h. aber auch bei 1/3 beidseitig ! Aufgrund dieses meist halbseitigen Auftretens kam es auch zum Namen dieses Kopfschmerztypes. Migräne leitet sich ab vom griechischen "hemi crania" - halber Schädel. Körperliche Belastung verstärkt die Beschwerden (im Gegensatz zum Spannungskopfschmerz) und wird vom Patienten vermieden (meist arbeitsunfähig). Neuere Studien zeigen auch einen Magnesiummangel bei diesen Patienten. 350mg Magnesium täglich soll vorbeugend wirken. Viele vorbeugende Präparate wirken nicht ausreichend und werden vom Patienten aufgrund der starken Nebenwirkungen wieder abgesetzt. Vielversprechend ist jetzt ein neues Präparat mit dem Wirkstoff Fremanezumab, dass einmal im Monat oder einmal im Quartal gespritzt wird. Es ist gut verträglich, wird aber von den Kassen erst bezahlt, wenn alle anderen Präparate versagt haben und man mindestens 4 Migränetage pro Monat hat. Generell werden neben der medikamentösen Migränetherapie bevorzugt nicht medikamentöse Verfahren zur Vorbeugung wie z. B. Ausdauersport (mind. 3x pro Woche über 45 Minuten), Entspannungsverfahren (z.B. progressive Muskelentspannung nach Jacobsen) und regelmäßige Mahlzeiten zu empfohlen. Sogenannte Trigger, auslösende Faktoren (s.o.), worunter u.a. bestimmte Nahrungsmittel (Rotwein, bestimmte Käsesorten) und Gerüche (starke Gerüche, etwa von Reinigungsmitteln und zu 36% süßes Parfum) fallen, sollten wenn möglich vermieden werden. In Großraumbüros helfen Trennwände dabei, die Geräuschkulisse einzudämmen. Auch zu grelles Licht sollte bei Arbeitsplätzen von Migränepatienten vermieden werden. Interessant ist auch, daß das Auslassen von Mahlzeiten und Fasten ein starker Migränetrigger ist. Insofern sind regelmäßige Mahlzeiten zur Energieversorgung des Gehirns wichtig.

Blitz

Bei 85% treten Begleitsymptome wie Appetitlosigkeit (fast immer), Übelkeit (80 Prozent), Erbrechen (40 – 50 Prozent), Lichtscheu (60 Prozent), Lärmempfindlichkeit (50 Prozent) und Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Gerüchen (zehn Prozent), Tränen- und Nasenfluß, Harndrang, Durchfall und Ohrgeräusche (Tinnitus) auf. Bei Patienten mit Migräne ist die Wahrscheinlichkeit auch ein Trockenes Auge zu haben um 20% erhöht.

Weiterhin gibt es bei 30% der Migränepatienten und damit bei 3,5 bis 8% der Bevölkerung die “Migräne mit Aura” d.h. maximal 1 Stunde vor Auftreten der Kopfschmerzen gibt es bestimmte Vorboten, die sogenannte “Aura”. Dies sind Beschwerden wie z.B. beidseitige (aber manchmal als einseitig empfundene) Sehstörungen, das sogenannte “Flimmerskotom” (an einer Stelle im Gesichtsfeld “fehlt ein Stück vom Bild”) mit hell leuchtenden zackigen Linien am Rand, manchmal auch als blinkender Diamant oder Kaleidoskop beschrieben (siehe auch unter “Blitze”) oder am Anfang auch nur ein heller Fleck, die bis zum vorübergehenden Ausfall einer Gesichtshälfte mit fehlender Fahrtauglichkeit gehen (siehe auch unten auf der Seite unter den Links) können. Typisch ist eine Vergrößerung und Wanderung zum Rand im Verlauf. Man spricht im Volksmund auch von “Augenmigräne” oder der Mediziner von “ophthalmischer Migräne”. Es gibt zahlreiche Beispiele in der Kunst, bei denen Bilder durch die Eindrücke, die der Künstler im Rahmen dieser migränebedingten Bildstörungen hatte, beeinflusst wurden. Interessanterweise ist die Aura häufig auch mit einer Geruchsüberempfindlichkeit (Osmophobie) verbunden. Der Versuch die "Bildstörung" optisch darzustellen findet sich in folgenden Video auf youtube und einem weiteren Video der Mayo Klinik. Näheres auch in der Erklärung zur Migräne-App der Schmerzklinik Kiel. Gelegentlich, wird im Rahmen der Auraphase, auch über eine scheinbare Verkleinerung der umgebenden Gegenstände (Mikropsie), die alle weiter weg scheinen als sie sind, berichtet.

Zusätzlich zu den Kopfschmerzen können beim Migräneanfall in den sehr seltenen schweren Fällen Lähmungen bis zur Halbseitenlähmung, sowie Schielen mit Doppeltsehen auftreten. Aber auch Gefühlsstörungen (Kribbeln von den Fingerspitzen über den Arm bis zu Unterkiefer und Zunge), Sprechstörungen und Stimmungsschwankungen. In diesen Fällen ist die Unterscheidung von einem beginnenden Schlaganfall sehr wichtig, da dann eine sofortige Therapie notwendig wäre.

Typisch bei der Migräneaura ist immer, daß diese Veränderungen vorübergehend sind (5-60 Minuten, meist zwischen 15 und 20), keine Folgen oder Schäden hinterlassen und “wandern”, d.h. während des Anfalls sich verändern also z.B. das Kribbeln den Arm heraufwandert, die Sehstörung im Gesichtsfeld wandert oder die Art des Symptoms wechselt. Dieses “Wandern” und das wieder Abklingen unterscheidet die Migräneaura vom Schlaganfall. Bei häufigem Auftreten kann die Migräneaura im Alltag zu großen Problemen (fehlende Fahrtüchtigkeit z.B.) führen. Es gibt hier keine sicher wirkende Soforttherapie. Es kann die vorbeugende Einnahme von Fluarizin oder Lamotrigin versucht werden. Hierüber wird zusammen mit einem Neurologen entschieden. Generell wird zwischen einer klassischen Migräne (Migräne mit Aura) und einer gewöhnlichen Migräne (Migräne ohne Aura), also nur dem typischen Kopfschmerz ohne Aura ,unterschieden. In einer 2024 erschienenen Studie wurde festgestellt, daß die Durchblutung der Netzhaut bei Migränepatienten vermindert ist. Bei Patienten mit Aura ist sie schon im Ruhezustand schlechter und im Anfall nochmals schlechter als bei Patienten mit Migräne ohne Aura, die zumindest im Ruhezustand ein reguläre Netzhautdurchblutung haben. Überprüft wird dies mit der OCT-Angiographie.

Eine Migräne muss sich nicht immer mit den klassischen Kopfschmerzen bemerkbar machen und gibt es auch kompett ohne Kopfschmerzen. Sonderformen sind z.B. die vestibuläre Migräne, bei der es häufig nur zu Schwindel und nicht zu Kopfschmerzen kommt und die "abdominelle Migräne", bei ihr schmerzt nicht der Kopf, sondern der Bauch. Sie tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf und kann eine Vorstufe zur klassischen Migräne im späteren Alter sein. Selten und wenig bekannt ist die "familiäre hemiplegische Migräne", bei der eine Körperseite vorübergehend gelähmt ist.

Der Stand der Wissenschaft zur Migräne findet sich auch als pdf im Internet in Form der Leitlinie aus 2022 zur Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne

3. Kopfschmerzen bei Kindern:

Mehr als ein viertel aller zwölf- bis dreizehnjährigen Kinder sind wöchentlich oder öfter von Kopfschmerzen betroffen. In den meisten Fällen liegen keine körperlichen Ursachen vor. Termindruck, Leistungsdruck, Reizüberflutung und zwischenmenschliche Probleme der Kinder sind dann die Hauptursachen. Einfache Mittel wie ein “abgespeckter” Terminkalender mit Zeit zum Träumen und Spielen, ausreichendes Trinken und Frühstücken vor der Schule können hier häufig schon helfen. Es sollte hier auf keinen Fall Selbstmedikation betrieben werden, sondern bei häufigem Auftreten zunächst eine ärztliche Abklärung der möglichen Ursachen. Eine 2009 erschienene Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder über ausreichend freie Zeit für sich selbst verfügen sollten. Bei Jungen scheint eine hohe Konflikthäufigkeit in der Familie das Auftreten von wiederkehrenden Kopfschmerzen zu fördern. Mädchen dagegen sprechen stark darauf an, wie die Eltern auf die Kopfschmerzen reagieren. Werden dadurch Privilegien erreicht oder mehr Zuwendung, nehmen die Kopfschmerzen zu. Im Internet gibt es zur kindlichen Kopfschmerzproblematik Unterrichtsmaterialien und einen Animationsfilm, letzterer aber nicht im Internetexplorer, sondern z.B. mit dem Firefox-Browser zu betrachten. Weiterhin zahlreiche Seiten, die darauf eingehen.

4. Erkrankungen der Nase und der Nebenhöhlen:

Die chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) macht kaum Schmerzen und wenn dann milde im Bereich der Nasenwurzel und des zur Nase gelegenen Augenwinkels bei der am häufigsten vorkommenden chronischen Keilbeinhöhlenentzündung.

Die akute Nasennebenhöhlenentzündung kann deutliche Schmerzen machen. Meist handelt es sich um dumpfe Schmerzen im Gesichtsbereich, die durch Bücken, Husten oder Niesen verstärkt werden. Bei der Kiefernhöhlenentzündung kann der Schmerz im Bereich Wange, Oberkiefer oder Stirn liegen oder es können Zahnschmerzen entstehen. Ist die Stirnhöhle betroffen liegen die Schmerzen im Stirn- oder Augenhöhlendachbereich. Interessant ist bei den Nasennebenhöhlenentzündungen, dass sie auch ohne Schnupfen und Erkältung, also “Nasensymptome”, vorhanden sein können, da sich eine Entzündung in der Höhle abkapseln kann. Erst eine Computertomographie beweist den Infekt dann.

Allergische Nasenhaupthöhlenveränderungen können diffuse Schmerzen im Stirnbereich und zwischen den Augen bewirken. Generell kann man sagen: die Nase als Reflexorgan mit reichlich sensibler und autonomer Nervenversorgung kann immer reflektorische Kopfschmerzen bevorzugt im Augen, Stirn und Nasenwurzelbereich machen.

5. Von der Halswirbelsäule und dem Übergang zum Kopf ausgehende Schmerzen (vertebrale Dysfunktion)

Halswirbelsäulenbedingter (zervikogener) Kopfschmerz ist meist einseitig und seitenkonstant. Er ist abhängig von Haltung und Bewegung: Kopfbewegungen und einseitige länger dauernde Körperstellungen sowie Preßmechanismen lösen eine Verstärkung aus. Er zieht er mit wechselnder Intensität als Dauerschmerz vom Nacken bis in die Stirnregion (kann der Patient meist präzise mit Finger beschreiben). Ruhigstellung, Wärme und Entspannung kann lindern. Tageszeitliche Schwankungen sind typisch. Geht die Problematik mehr vom Kopfgelenkbereich (Verbindung Halswirbelsäule mit dem Kopf, der “Atlas”) aus, können zusätzlich noch die folgenden Symptome auftreten: Der Schmerz wird als Kopfschmerz erlebt, der bis nach vorne hinter die Augen und in die Schläfen oder sogar Hals und Ohren ausstrahlt. Es kommt zu Schwindel, der aber mehr ein Gefühl der Unsicherheit und Taumeligkeit ist. Dazu gesellt sich Übelkeit und Brechreiz aber im Gegensatz zur Migräne kommt es nicht zum Erbrechen. Weiterhin können Tinnitus, Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus (tags müde, nachts schlaflos), Durchblutungsstörungen (ständig kalte Hände und Füße) sowie Störungen von Antrieb und Konzentrationsfähigkeit auftreten. Er ist weitaus seltener (0,4-2,5%) als die Migräne und der Spannungskopfschmerz, wird jedoch am zweithäufigsten beim Hausarzt diagnostiziert.

6. Kältekopfschmerz

Der Kältekopfschmerz, auch Hirnfrost genannt, ist relativ häufig aber quasi unbekannt. Er tritt auf, wenn man eiskalte Getränke zu sich nimmt oder ein Eis schleckt. Zum Glück verschwindet er so schnell, wie er kommt – meist innerhalb einer Minute. Menschen, die an Migräne oder Spannungskopfschmerzen leiden, haben ihn häufiger. Wie der Kältekopfschmerz genau funktioniert, weiß man noch nicht. Eine Rolle spielen wohl Kälterezeptoren in der Mundschleimhaut und die Verengung und Erweiterung von Blutgefäßen im Gehirn. Dahinter könnte eine Anpassung unserer Vorfahren an kältere Gebiete stecken. Bei plötzlicher Kälte oder auch beim Tauchen wird das lebenswichtige Gehirn reflektorisch mehr durchblutet und diese plötzliche Änderung in der Spannung der Blutgefäße bewirkt diesen Schmerz. Bei der Migräne geht man ja von einer ähnlichen Erklärung aus.

7. Clusterkopfschmerz

Hierbei handelt es sich um einen glücklicherweise selten auftretenden unerträglichen Kopfschmerz mit Bewegungszwang. Der Hauptschmerz liegt in der Augenhöhle und um sie herum. Das Auge selber hat aber nichts. Der Schmerz ist streng einseitig und wechselt selten. Betroffen sind 7x mehr Männer meistzwischen 20 und 40 Jahre alt. Die Schmerzdauer beträgt 15-180 min bis zu 8 mal am Tag. Das Auftreten ist episodisch (in Serien von Wochen und Monaten ->Cluster). Auslösend können sein: Alkohol, Histamin oder Nitroglycerin aber auch Dunkelheit, Kälte und Ruhe. Man findet mindestens einen dieser Befunde auf der Schmerzseite: Tränen, rotes Auge, Lidschwellung, verstopfte Nase oder Nasenlaufen, Stirn und Gesichts- schwitzen, enge Pupillen.

8. Trigeminusneuralgie

Ein nur Sekunden dauernder sehr intensiver blitzartiger Schmerz der stets an der gleichen Stelle, meist im Ober- oder Unterkieferbereich auftritt. Ausgelöst wird er durch Kauen, Sprechen, Zähneputzen.

9. Medikamentenausgelöster Kopfschmerz

Bei mehr als 20 Kopfschmerztagen im Monat mit täglicher Kopfschmerzdauer von mehr als 10 Stunden und mehr als als 20 Tagen im Monat und damit verbundener regelmäßiger Einnahme von Kopfschmerztabletten (vor allem Mischpräparate) und verstärkten Schmerzen nach dem Absetzen der Medikamente, handelt es sich um einen Kopfschmerz der durch Medikamentenüberdosis ausgelöst wird, nachdem ursprünglich eine andere Kopfschmerzform vorlag. Interessanterweise ist dies eine der häufigsten Kopfschmerzursachen in Deutschland.

10. Dysfunktionsschmerzsyndrom (kraniomandibuläre Dysfunktion)

Einseitige konstant ziehende oder stechende Schmerzen aufgrund von Funktionsstörungen des des Kauapparates (Zähne, Kiefergelenk etc.) in der näheren Umgebung des Kiefergelenkes (kann bis Schläfe heraufziehen). Ein Fall für den Zahnarzt oder Kieferorthopäden.

11. Arteriitis temporalis

Bei einer stark erhöhten Blutsenkung, einem Alter von über 50, Schmerzen im Schläfenbereich, evtl. noch Muskelschmerzen, erhöhter Berührungsempfindlichkeit der Kopfhaut oder Kauschmerzen sowie einem Sehabfall handelt es sich wahrscheinlich um eine Arteriitis temporalis. Die Ursache ist eine Entzündung und folgende Sauerstoffmangelversorgung im Bereich der Schläfenarterie. Die Behandlung muß schnell mit hochdosiertem Cortison erfolgen, da 75% der Patienten innnerhalb der nächsten Wochen am anderen Auge auch erkranken und die Gefahr besteht beidseits zu erblinden.

Weiteres (Links)

Weitere Informationen zu Kopfschmerzen: www.Schmerzklinik.de

Ausführlicher Artikel über die Migräne: Spektrum der Wissenschaft

Ein Video über die optischen Eindrücke bei einem beginnenden Migräneanfall mit Aura findet sich auf Youtube

App für Ihr Smartphone: “Kopfschmerz Kalender Pro” als Migränetagebuch s. z.B. auf playstore

Erkrankungen des “kraniozervikalen Übergangs” (Verbindung Hals zu Kopf)

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(Stand 10.01.2024)