Die Operation des Grauen Stars:

Wann wird operiert ?

Die Diagnose Grauer Star ist noch kein Grund gleich zu operieren. Operiert wird in der Regel erst dann, wenn mit der bestmöglichen Brille kein den persönlichen Ansprüchen genügendes Sehvermögen mehr erreicht wird und die Hauptursache der Graue Star ist.

Der Eine fährt noch Auto, während der Andere sich hauptsächlich für seinen Garten interessiert. Entsprechend kommt der Erstere aufgrund seiner höheren Sehanforderungen früher. Einschränkend muß man hier allerdings erwähnen, daß manche Patienten sich noch für fahrtüchtig halten, wenn sie es schon lange nicht mehr sind. Vergleiche auch Anforderungen an das Sehvermögen beim Autofahren. Nur selten entscheidet nicht der Patient den Zeitpunkt der Operation, sondern der Arzt, z.B. weil aufgrund zu starker Veränderungen Gefahr für das Auge besteht, wenn der Kern der Linse zu hart für eine Entfernung zu werden droht oder die Gefahr der Entwicklung eines Grünen Stars die baldige Operation notwendig macht. Das Durchschnittsalter liegt zum Zeitpunkt der Operation nach einer Statistik aus 2017 bei 73 Jahren. Die Spannbreite ist jedoch hoch. Von MItte 50 bis Mitte 90 kommt alles vor.

Beim ausgeprägten angeborenen Grauen Star und starker Ausprägung wird in der Regel ab der 4. Lebenswoche zur Verhinderung einer Schwachsichtigkeit (Amblyopie) operiert. Es wird jedoch bei Operationen bis zu 1,5 Lebensjahren keine Linse eingepflanzt, sondern erst nur mit einer Dauerkontaktlinse gearbeitet, da durch das ausgeprägte Wachstum des Auges in den ersten 2 Lebensjahren, sie sonst bald wieder ausgetauscht werden müsste. Ab dem 18. Lebensmonat kann man auch Linsen einpflanzen. Dies ist in der Regel eine Einstärkenlinse (s.u.), ergänzt durch eine Zweistärkenbrille (für Nähe und Ferne).

Operation des Grauen Stars

Leichte Formen des angeborenen Grauen Stars werden nicht operiert, da mögliche Nebenwirkungen und Ergebnis nicht in einem vernünftigen Verhältnis stehen. In diesen Fällen liegt die Entscheidung über den sinnvollen Zeitpunkt in den Händen des behandelnden Augenarztes. Auf jeden Fall ist die reine Diagnose "Grauer Star" noch kein Grund gleich operiert werden zu müssen.

Was wird bei der Voruntersuchung überprüft ?

Zunächst muß geklärt werden ob irgendwelche Erkrankungen oder Verletzungen das Auge vorgeschädigt haben und das mögliche Ergebnis einschränken oder die Operation gar unsinnig oder zu gefährlich machen. Mit eingeschränkten Ergebnissen muß vor allem bei der Makulopathie, Zuständen nach Blutgefäßverschlüssen in der Netzhaut und dem Grünen Star gerechnet werden. Weiterhin muß geklärt werden ob erhöhte Risiken bei der Operation bestehen. Werden Medikamente genommen, die bei der Operation zu Problemen führen ? Ggf. müssen Blutverdünner oder bestimmte Prostatamedikamente abgesetzt werden. Gab es evt. Verletzungen, die zu “morschen” Aufhängestrukturen im Auge geführt haben oder Voroperationen, wie z.B. eine LASIK, die eine andere Berechnung der einzupflanzenden Linse notwendig machen ? Auch eine vorgeschädigte Hornhaut (s.Hornhauterkrankungen) kann die Heilungsdauer und das Ergebnis beeinflussen. Notwendig ist daher eine komplette Untersuchung mit Augendruckmessung und Netzhautuntersuchung. Dann müssen die Augenmaße unter anderem mit Ultraschall bestimmt werden. So wird die einzupflanzende künstliche Linse berechnet. Hier gibt es moderne Meßmethoden (die optische Biometrie z.B. mit dem "IOL-Master"), um noch präzisere Ergebnisse zu erreichen. Inzwischen ist dies Standard, muß aber leider vom “Kassenpatienten” extra bezahlt werden. Falls eine Begleitnarkose geplant ist, muß der Anästhesist den Patienten vorher noch untersuchen.

Wie wird betäubt ?

In der Regel wurde bisher das Auge und seine Umgebung mit einer Spritze (Retrobulbäranästhesie) unterhalb des Auges betäubt. Der Schmerz dabei ist ungefähr vergleichbar der Spritze beim Zahnarzt. Danach ist das Auge völlig schmerzunempfindlich und bewegungslos. Meistens kann man auch nichts genaues oder sogar gar nichts mehr erkennen. Die Betäubung hält bis zum Abend, so daß man auch am Nachmittag nach der Operation keine Schmerzen spürt.

Eine Alternative ist die Betäubung mit Augentropfen (Tropfanästhesie). Sie ist inzwischen zur häufigsten Betäubungsmethode avanciert. Dabei werden am Anfang der Operation und während der Operation Tropfen auf das geöffnete Auge geträufelt oder mit einem Schwämmchen aufgebracht. Was den Patienten dafür einnimmt, ist die Tatsache, daß es keine Spritze gibt. Problem dabei ist, daß das Auge voll beweglich bleibt und man alles sieht. Es erfordert also eine gewisse Konzentration und Mitarbeitsfähigkeit vom Patienten. Plötzliche Augenbewegungen können zu Operationskomplikationen führen.

Weitere Alternativen sind die Vollnarkose mit allen ihren Risiken und Ärgernissen (z.B. Übelkeit) beim alten Patienten oder aber die Kompromisslösung in Form einer Kurzbetäubung für einige Minuten (man schläft nach einer Spritze in die Vene kurz ein, braucht aber keinen “Schlauch in den Hals” und solche Dinge), während der die Spritze zur Betäubung des Auges gegeben wird. Im weiteren Verlauf der Operation ist man wach (ggf auch Dämmerschlaf), spürt aber nichts. Bei beiden Narkoseformen ist eine Narkosevorbereitung mit EKG, Blutwerten etc. beim Hausarzt notwendig. Bei der "Spritze" braucht man das alles nicht. In einer größeren Studie aus dem Jahre 2004 gaben 72% aller Patienten der Vorgehensweise mit der Spritze den Vorzug. Derzeit wird meist die Kombination Spritze + ggf. Kurzbetäubung oder die Tropfanästhesie bei konzentrierten Patienten angewendet.

Wie wird operiert ?

Nach der Betäubung wird ein Tuch über das Gesicht gelegt und im Augenbereich verklebt. Jetzt kann und braucht auch das andere Auge nicht “zuschauen”. Die weitere Operation wird jetzt unter dem Mikroskop durchgeführt (Photos hier klicken, ist aber nur für diesbezüglich unsensible geeignet).

Ultraschallzerkleinerung

Unterhalb des Oberlides oder von der Seite, erfolgt ein kleiner Schnitt, am Rande der klaren Hornhaut durch den das Auge eröffnet wird. Durch diese kleine Öffnung erfolgt die Behandlung der Linse, deren trüber Inhalt mit einem speziellen Gerät (dem Phakotip, s. Schema oben) mittels Ultraschallzerkleinerung (Fachausdruck: Phakoemulsifikation) zerkleinert und abgesaugt wird. Anschließend wird die sehr dünne alte Linsenhülle poliert, da sie zur Befestigung der neuen Linse benötigt wird und daher im Auge verbleibt. Hierbei muss man sehr vorsichtig vorgehen, da die Linsenhülle teilweise nur 2-4 Mikrometer (= 2-4 tausendstel Millimeter) dick ist und ein Einriss die reguläre Befestigung der neuen Linse evt. unmöglich macht und weitere Komplikationen (s.u.) nach sich ziehen kann. Abschließend wird eine kleine Kunststofflinse in die alte Linsenhülle eingesetzt (Skizze). Die Linse wird dabei im gefalteten Zustand durch die kleine Operationsöffnung eingeführt und im Auge erst entfaltet. Dann ist sie so groß, dass sie aus der Öffnung der Linsenhülle nicht mehr rausrutschen kann. Das Auge wird wieder verschlossen und nach einer kleinen ergänzenden Spritze gegen Infektionen ein Augenverband angelegt.

Beispiel für eine Grauer-Star-Operation auf YOUTUBE

Ausnahme sind Neugeborene. Hier wird zwar ab dem zweiten Lebensmonat bei starkem und vor allem einseitigen Grauen Star zur Vermeidung einer dauerhaften Schwachsichtigkeit (Amblyopie) operiert aber die Linse in der Regel frühestens im zweiten Lebensjahr eingepflanzt, da das Auge ja noch wächst und die Linse sonst gar nicht paßt. Selbst so muß noch ein späterer Austausch der Linse vorgenommen werden, so daß manche die Linsen noch später einsetzen. Bis dahin bekommen die Kinder Kontaktlinsen und ab dem zweiten Lebensjahr Zweistärkengläser und später Gleitsichtgläser. Ab dem 5. Lebensjahr kann man eine Mehrstärkenlinse (s.u.) erwägen, dies ist aber in der Regel nicht empfehlenswert, da sie nie die gleiche Schärfe erreicht, wie eine Einstärkenlinse (s.u.). Auch die Operationstechnik ist bei Kindern etwas anders.

Am Tag nach der Operation wird der Verband entfernt. Für 4-6 Wochen müssen noch Augentropfen genommen werden, frühestens dann könnte eine neue Brille angepaßt werden. In der Regel wird dann aber erst das zweite Auge operiert.

Der Schnitt zur Eröffnung des Auges kann im weissen Bereich des Auges (Korneoskleralschnitt) vorgenommen werden (blutiger und "bunter", reibt anfänglich, hinterher aber stabiler) oder im durchsichtigen Bereich des Auges, der sogenannte “clear-cornea-Schnitt” (sieht schneller gut aus d.h. nicht so "bunt", aber ist anfänglich nicht so stabil, führt eher zu Trockene-Augen-Beschwerden für bis zu 3 Monate, da Nerven beschädigt werden, braucht länger zur stabilen Heilung und die Infektionsgefahr ist größer) bei dem man anfänglich keinen Druck auf das Auge ausüben darf. Am weitesten verbreitet ist der Kompromiß in Form eines “limbalen” Schnittes. Dabei wird genau an der Grenze zwischen Hornhaut (das “Klare”) und Lederhaut (das “Weiße”) das Auge eröffnet.

Kann man auch mit dem Laser operieren ?

Im Jahre 1967 wurde die Ultraschallzerkleinerung der Linse und damit die Möglichkeit kleinerer Schnitte erfunden. In den 80er Jahren fand sie dann Eingang in die klinische Routine. Im Jahre 2008 wurde die erste Operation des Grauen Stars mit dem Femtosekundenlaser (vergleiche auch Femto-Lasik unter LASIK) durchgeführt, die „Femtosekundenlaser-Kataraktoperation". Dies ist ein sehr aufwendiges und teures Verfahren, daß an vereinzelten Zentren durchgeführt wird aber noch keinen Eingang in die klinische Routine gefunden hat. Abgesehen vom Problem der Kosten versagt es noch bei sehr harten Linsen, wie sie bei älteren Grauen Staren vorkommen. Vorteile bestehen in der höheren Präzision und Sicherheit bei einigen Teilen der Operation und der möglichen Kombination mit einer Korrektur der Hornhautverkrümmung. Es bleibt abzuwarten wie die weitere Entwicklung geht. Derzeit ist die sogenannte FLACS (“Femto Laser Assisted Cataract Surgery” d.h. für einen Teil der Operation wird der Femtosekundenlaser genommen und ein Teil wird weiterhin konventionell mit der Ultraschallzerkleinerung durchgeführt) in den Medien und wird auch in wenigen Zentren praktiziert; aber dem hohen Aufpreis, den der Patient zahlen muß, um wenigstens einen Teil der Operation mit dem Laser durchführen zu lassen, steht - bei einem routinierten Operateur - keine wirkliche Qualitätssteigerung gegenüber. In Einzelfällen haben zwar Gerichte die Zahlungsverpflichtung durch die private Krankenkasse für die ergänzenden Kosten bejaht aber in den meisten Fällen (Oberlandesgericht Düsseldorf) auch abgelehnt und generell stehen die privaten Krankenkassen der Kostenerstattung der ergänzenden Lasernutzung negativ gegenüber. Da es keine extra Ziffer dafür gibt, wird dann häufig mit Steigerungsfaktoren in der Privatabrechnung gearbeitet, die die Private Kasse in der Regel nicht übernimmt. Erwägenswert wäre es evt. bei Patienten mit vorgeschädigter Hornhaut (z.B. Fuchssche Endotheldystrophie), da hierbei aufgrund geringerer Belastung der Hornhaut während der Operation, die Heilung schneller erfolgt.

Was sind die Risiken ?

Im Vergleich zu den früheren Verfahren ist die heutige Technik sehr schonend für das Auge. In den allermeisten Fällen treten keine größeren Probleme auf und es wird eine Sehverbesserung bewirkt. Die ca. 900.000 mal pro Jahr in Deutschland und 14 Millionen mal weltweit durchgeführte Operation gilt als eine der erfolgreichsten und risikoärmsten Operationen. Nichts desto trotz können - wie bei jeder anderen Operation auch - Komplikationen auftreten und das optische Endergebnis einschränken. Diese treten in 1,2% der Fälle auf. Hierzu zählen:

  • Blutungen hinter das Auge durch die Spritze mit Schädigung des Sehnerven (sehr selten), Blutungen im Auge mit Schädigung der Netzhaut (sehr selten).
  • Beschädigung der Aufhängestrukturen (Zonula) oder der Kapsel der Linse mit der möglichen Folge, daß eine andere Linse als geplant genommen werden muß oder zunächst keine Linse eingesetzt werden kann. Dies ist mit 50%-Anteil die häufigste Komplikation.
  • Es kann zu Verlust von Glaskörper oder Regenbogenhautbeschädigungen kommen (selten).
  • Nach der Operation auftretende Entzündungen im Auge können längere Nachbehandlungen nach sich ziehen (sehr selten).
  • Netzhautschwellungen (Zystoides Makulaödem) können das Sehergebnis vorübergehend beeinträchtigen und damit die Heilung verzögern (bis zu 2 Jahre) oder selten gar dauerhaft schmälern. Das Zystoide Makulaödem tritt in 0,1-2,3% der Operationen auf
  • Die Hornhaut kann Schaden nehmen oder auch schon zu alt sein um sich nach der Operation wieder so zu erholen, daß sie ganz klar wird. Auch dies bedeutet ein eingeschränktes Ergebnis oder gar eine Verschlechterung zum Zustand vor der Operation. vor allem letzteres ist extrem selten.
  • Ganz gering wird das Risiko für eine spätere Netzhautablösung erhöht.
  • Selbst ein Verlust des Auges ist schon vorgekommen, wenn auch wenig wahrscheinlich.

Alle diese Dinge sind selten, ihr mögliches Auftreten sollte einem jedoch bewußt sein und man sollte deswegen die Operation auch nur durchführen lassen, wenn ein echter Grund und nicht nur minimale Einschränkungen vorhanden sind.

Auch wenn die meisten Patienten nach der Operation keine oder nach eventuell anfänglich vorhandenen Reizerscheinungen letztendlich keine bedeutsamen Probleme haben, bleibt selbst eine Routineoperation ein Eingriff in den menschlichen Körper, der nicht mit dem Austausch eines Ersatzteils beim Auto vergleichbar ist. Vielfach wird der Eingriff so dargestellt, als müsste man da nur mal so eben hingehen, die Operation “erledigen” lassen und alles ist Bestens. Ohne Mitarbeit und regelmäßige Kontrollen gibt es manchmal schneller Probleme als gedacht.

Wie sind die Ergebnisse der Grauer-Star-Operation ?

Bei der Operation wird nicht ein neues Auge eingesetzt, sondern nur ein kleiner trüber Teil entfernt und durch ein klares Stück Kunststoff ersetzt. Insofern ist es für das spätere Sehvermögen von großer Bedeutung wie gut der Rest des Auges noch funktioniert. Andere Erkrankungenen wie Diabetes, Grüner Star, die Makulopathie, Durchblutungsstörungen und Ähnliches können das Auge so vorschädigen, daß der Sehgewinn geringer als erwartet ausfällt. Auch die Heilung kann stark verzögert ablaufen, wie z.B. beim Zystoiden Makulaödem. Hier liegen die Grenzen der Staroperation und auch die geringe Vergleichbarkeit des Sehergebnisses zwischen den Patienten. Man darf nicht vergessen, daß viele schon recht alt sind, wenn sie operiert werden. In den allermeisten Fällen läßt sich jedoch eine deutliche Verbesserung erzielen und auch ein hohes Alter von 90 und mehr ist kein prinzipieller Hinderungsgrund für ein gutes Sehvermögen nach der Operation. Generell kann man sagen, je älter der Patient, desto länger die Erholungsphase bis zum Endergebnis und desto eher wird kein hundertprozentiges Sehvermögen mehr erreicht.

Was für Probleme kann ich nach der Grauer-Star-Operation haben ?

Neben den oben erwähnten Risiken, können folgende Probleme auftreten:

  • Vor allem Patienten mit einem vorbestehenden Trockenen Auge, klagen häufig (87%) in den ersten Monaten über verstärkte Beschwerden, wie sie beim Trockenen Auge vorkommen. Aber auch bei vorher nicht auffälligen Augen treten bei einem Drittel diese Beschwerden innerhalb des 1. bis 3. Monats nach dem Eingriff auf – in Einzelfällen bis zu 6 Monate postoperativ. Durch vermehrtes Tropfen mit künstlichen Tränen, pendelt es sich aber wieder aus. Generell sollte man bei trockenen Augen schon vor der OP vermehrt tropfen
  • Anfänglich sind generell leichtes Fremdkörpergefühl, Blendung und Lichtempfindlichkeit häufig, da die Narbe und das gereizte Auge und die durch die Desinfektion gereizte Bindehaut sich noch erholen müssen.
  • Veränderte Farben (Blau-/Lilastich) sind möglich. Der Lilastich bei manchen Patienten kommt daher, dass die natürliche Linse im Alter eher gelbstichig ist und die Blau-, Violett-und Ultraviolettöne wegfiltert. Eine evt. fehlende Linse nach Verletzungen filtert gar nicht mehr und die Kunstlinse filtert die UV-Strahlung zwar so ab, dass keine Schädigung an der Netzhaut entsteht aber je nach persönlicher Empfindlichkeit kann im gerade noch sichtbaren Grenzbereich von Violett zu UV mehr Licht durchkommen und als ungewohnt empfunden werden. Hier tritt jedoch bald Gewöhnung ein.
  • Besonders häufig wird beklagt, dass nicht gleich, sondern erst nach frühestens 6 Wochen - und das womöglich erst nach Operation des zweiten Auges - eine neue passende Brille angepasst werden kann.
  • Auch die Entwicklung der Sehschärfe ist sehr unterschiedlich. Durch Hornhaut- oder Netzhautschwellungen kann sich das Endergebnis deutlich verzögern. Hier sollte man keine Vergleiche mit anderen anstellen und dann in Panik verfallen. Mancher sieht am ersten Tag schon toll und manche brauchen Wochen. Das muss nichts Schlimmes bedeuten, sondern liegt in der individuellen Heilungsfähigkeit oder der Stärke des Grauen Stars vor der Operation begründet.

Bleibt das Sehen dann immer so gut oder kommt der graue Star wieder ?

Im Prinzip bleibt das Sehen so gut, der graue Star kann nicht mehr wiederkommen. Hauptsächlich drei Dinge können dem jedoch entgegenstehen.

Erstens, es können im weiteren Leben andere Erkrankungen des Auges das Sehen verschlechtern (z.B. Gefäßverschlüsse, die Zuckererkrankung oder die Makulopathie).

Zweitens kann die Linse verrutschen. Dies tritt bei bis zu 3% der Grauer-Star-Operationen, durchschnittlch 7-8 Jahre nach der Operation, auf. Entweder war sie von vornherein aufgrund von Vorschäden des Auges (Prellungen in der Vergangenheit z.B.) oder Operationskomplikationen nicht stabil befestigt oder es lag ein Pseudoexfoliationssyndrom vor. Dies ist eine häufige Erkrankung, die neben einem Grünen Star auch zu "morschen" Aufhängestrukturen im Auge führt und in 30-50% der verrutschten (dislozierten) Linsen die Ursache ist.

Drittens, es kann ein sogenannter Nachstar auftreten. Hierbei handelt es sich um eine Nachtrübung der verbliebenen Linsenhülle (das alte Material), in die die künstliche Linse ja eingesetzt wurde. Unten im Bild sieht man den weißlichen "krisseligen" Schimmer in der Pupille eines bereits am Grauen Star operierten Auges, das jetzt einen Nachstar entwickelt hat. Der milchige Bereich links ist das Licht der Spaltlampe und normal.

Das Sehen verschlechtert sich dadurch wieder. Zusätzlich kann vorübergehend sogar die Brillenstärke anders sein. Entweder bekommt man mehr Plus beim normalen Nachstar oder selten auch beim flüssigen “milchigen Nachstar” bis zu 4 Dioptrien mehr Minus. Es muß jedoch nicht erneut das Auge eröffnet werden. Mit dem Laser, wird diese Trübung ambulant, schmerzfrei und dauerhaft in der Praxis entfernt. Das Vorgehen nennt sich Nachstarlaserung, Nachstardiszision, YAG-Kapsulotomie oder kurz YAG-Laser nach dem Typ des verwendeten Lasers. Die Pupille muss dafür zunächst weitgetropft werden und dann erfolgt die Laserung innerhalb einer Minute.

Auf dem obigen Bild sieht man den quadratischen "geputzten" Bereich in der trüben alten Linsenhülle, durch den man dann wieder gut sehen kann. Der milchige Bereich links ist das Licht der Spaltlampe und normal. Die für die Behandlung und Untersuchung weitgetropfte Pupille verengt sich innerhalb zwei Stunden wieder und sitzt dann genau vor dem klaren Teil. Das Sehen ist bereits am nächsten Tag wieder wie ursprünglich nach der Operation und die Brillenwerte auch. Der Nachstar kommt nach der Laserbehandlung nie wieder.

Sind bestimmte Kunstlinsen besser als andere ?

Ein viel in den Medien strapaziertes Thema. Vor allem die Industrie hat ein Interesse die kleinen Unterschiede allzu stark aufzubauschen. Alle “Extras” müssen hier wie beim Auto extra bezahlt werden und haben Vor- und Nachteile. Man muß verschiedene Linsengruppen unterscheiden:

  • 1. die festen (harten) Kunststofflinsen: Mit Ihnen hat man die meiste und längste Erfahrung. Das Material ist unproblematisch und gut verträglich. Die Langzeitergebnisse ausgezeichnet. Als Nachteil wird der relativ große Schnitt zur Einpflanzung gesehen, durch den etwas mehr Hornhautverkrümmung nach der Operation entstehen kann. Sie werden seit einigen Jahren daher bei regulären Grauer-Star-Operationen kaum noch eingepflanzt. Bei Sonderfällen (Vorderkammerlinsen, Refraktive Implantate -> “Phake IOL”) kommen sie noch vor.

  • 2. die weichen faltbaren Linsen als sphärische (gleichmäßige Krümmung) Monofokallinse (Ein-Stärken-Linse): Sie ermöglichen nur auf eine Entfernung (monofokal) ein scharfes Sehen ohne weitere Korrektur (bei geringer Hornhautverkrümmung). Dies kann vorher festgelegt werden. In der Regel ist dies die Weite, bei Wunsch auch die Nähe, was vor allem bei Patienten, die schon immer kurzsichtig waren, sinnvoll ist. Andere Entfernungen müssen mit einer ergänzenden Lesebrille oder Gleitsichtbrille ausgeglichen werden. An diesen Linsentyp kann man sich am schnellsten gewöhnen und sie haben das geringste Risiko für Blendungsphänomene nach der Operation. Hier bestehen inzwischen auch längere Erfahrungen. Es gab gelegentlich Materialprobleme aber inzwischen liegen hier ausschließlich ausgereifte Linsen vor. Unterschiedliche Materialien (z.B. Silikon und Acrylat) bzw. Formen (scharfe Kante, Plattenhaptik, 2 oder 4 Bügelchen etc.) konkurrieren. Vorteil ist der kleinere Schnitt als bei 1. mit geringeren bzw. keinerlei zusätzlichen Hornhautverkrümmungen nach der Operation und je nach Zugangsweg eine kürzere Operation. Um zumindest ein halbwegs gutes Sehen in der Nähe zu erreichen, wenn ansonsten auf die Ferne korrigiert wurde kann man bei diesen Linsen mit Monovision, d.h. verschiedenen Stärken in den beiden Augen arbeiten. Näheres auch unter dem Kapitel Operation von Sehfehlern. Meist handelt sich bei den Monofokallinsen um hydrophobes ("wasserabweisendes") Acryl. Teilweise wird auch hydrophiles ("wasserfreundliches") Acryl verwendet. Besteht die extrem seltene Akrylatallergie muss man evt. eine Silikonlinse nehmen. Insgesamt sind die Ergebnisse gut und die meisten Operateure verwenden sie inzwischen routinemäßig. Derzeit kann man sie als Standardlinsen bezeichnen. Vor allem bei diesen Linsen gibt es einige besondere Linsendesigns um die Ergebnisse noch zu verbessern (s.u. 7. Sonderlinsen).

Neben den “Standardlinsen” gibt es auch spezielle Linsen mit besonderen Eigenschaften, neuerdings etwas marktschreierisch “Premiumlinsen” genannt, bei denen aber bei der Operation zugezahlt werden muß, da sie im Einkauf, in der Vorbereitung, teilweise auch in der OP und in der Nachbetreuung teurer und aufwendiger sind. Im Rahmen einer Einzelfallentscheidung wurde zwar jetzt eine private Versicherung zur Bezahlung einer Multifokallinse "verdonnert", dies hat aber keine grundsätzliche rechtliche Bedeutung.

  • 3. Mehrstärkenlinsen (multifokale Linsen): Die obigen Linsen sind monofokale Linsen, d.h. nur auf eine Entfernung ohne Brille 100% scharf. Die Idee bei der multifokalen Linse ist, nach der Operation auf alle Entfernungen scharf zu sehen. Es gibt sie seit Anfang der 90er Jahre und sie wurden seitdem ständig weiterentwickelt. Hier wird ringförmig immer eine Brechung für weit und eine für nah eingeschliffen (siehe die Kreise auf dem Photo oben). Dadurch gibt es 2 scharfe Ebenen auf der Netzhaut und man muss lernen, diese auseinander zuhalten (siehe Stichwort Gewöhnung weiter unten in diesem Absatz). Eins der Probleme ist die genaue Berechnung und dann die Einheilung entsprechend dieser Berechnung, damit das auch “hinhaut”. Manchmal stimmt der Wert hinterher doch nicht und die Linse muß ausgetauscht oder eine ergänzende Laserkorrektur vorgenommen bzw. eine Add-on-Linse (s. nächster Absatz) in einer zweiten Operation eingepflanzt werden. Weiterhin kommt es zu einem weniger kontrastreichen und scharfen Bild, das sogenannte Kontrastsehen lässt nach, so daß Nachtfahrten eventuell nicht mehr möglich sind. Taxifahrer würden dadurch den Führerscheinsehtest nicht mehr bestehen ! Grund ist die Aufteilung der Lichtstrahlen auf die verschiedenen Entfernungen, die unter anderem zu einem 15-20-prozentigen Lichtverlust führt. Man braucht also mehr Licht und auch dann wird man nie die Schärfe einer monofokalen Linse erreichen. Wer häufig nachts mit dem Auto unterwegs sein will oder hohe Ansprüche an die Sehschärfe hat, sollte daher auf diese Linsenform verzichten. Für sehr Kleingedrucktes ist häufig doch eine ergänzende Lesebrille notwendig. Es sind die Linsen mit dem höchsten Risiko für Blendungsphänomene (photische Phänomene). Bei 20% der damit versorgten Patienten treten störende optische Blendungserscheinungen (Ringe um Lichtquellen = Halos, Lichtkränze, Flackerbilder) auf, die erst nach einiger Zeit - meist - nicht mehr bemerkt werden. Die Gewöhnungsphase kann 3-24 Monate dauern. Manchmal können die Patienten sich auch an das veränderte Sehen nicht gewöhnen und wünschen dann doch eine Standardlinse, so das die Linse deswegen ausgetauscht werden muß. Dies ist jedoch relativ problematisch, da die Linse inzwischen schon fest im Auge verwachsen ist. Bei hoch motivierten, gut aufgeklärten und vom Auge her geeigneten Patienten (bei Makulopathie, Hornhauttrübungen, trockenem Auge und stärkerer Hornhautverkrümmung z.B. nicht möglich) , denen es mehr auf eine Brillenlosigkeit im größten Teil des Alltags, als auf maximale Sehschärfe ankommt, finden sich jedoch viele Hochzufriedene. Viel ist allerdings relativ, da derzeit nur 1,67% der Patienten - aufgrund der mit den Linsen verbundenen Probleme - mit multifokalen Linsen versorgt werden. Unterscheiden muss man hier auch bifokale (Ferne und Nähe geht) von trifokalen (Ferne, PC und Lesen geht) Linsen, also die gewünschten Entfernungen, die abgedeckt werden sollen. Mit einer bifokalen Linsen kann man den PC nämlich nicht scharf erkennen. Aber auch mit den trifokalen Linsen werden nicht alle 3 Bereiche ideal abgebildet. Man muss sich meist entscheiden ob einem der PC oder das Lesen wichtiger ist, da der jeweils andere Bereich deutlich schwächer ist. Die moderneren Trifokal- und Quadrifokallinsen haben neben den mehr vorhandenen Schärfeebenen allerdings aucheine etwas bessere Lichtausnutzung und damit einen besseren Kontrast als die Bifokalen.

Oben multifokale Intraokularlinse. Man erkennt die konzentrischen Ringe für die verschiedenen Entfernungen. Die hellen Flecken sind Lichtreflexe

  • 4. Add-On-Linsen: Das Dilemma, die multifokalen Linsen nicht gut wieder entfernen zu können, wenn hinterher die vorberechnete Stärke, doch nicht passt und Unverträglichkeit besteht, führte zur Entwicklung einer Art “Huckepacklinse”. Man fügt später der normalen Linse (s.2 oben, Monofokale oder Einstärkenlinse) noch eine multifokale hinzu. So läßt sich die gewünschte Brechkraft ideal vorbestimmen und im schlimmsten Fall ist sie viel leichter zu entfernen. Die Erfahrungen sind aber zwar vielversprechend aber noch nicht sehr lang. Das Risiko für Blendungsphänomene ist hoch. Falls direkt eine multifokale Linse eingesetzt wurde und der endgültige Wert nicht ganz stimmt, kann man statt einer ergänzenden Laserbehandlung auch eine Add-on-Linse nachträglich einpflanzen.

  • 5. Scharfstellbare (akkomodierbare) Linsen: Der Traum seit langem. Im Gegensatz zu den Linsen unter 1 und 2, die nur auf eine Entfernung ohne Brille ein scharfes Sehen ermöglichen, so daß man immer noch eine Brille braucht, soll hier entsprechend der jugendlichen natürlichen Linse, das Auge wieder selbst scharf stellen. Diese Linsen sind noch im Versuchsstadium und erst bei einigen Patienten seit kurzem eingesetzt. Derzeit kann eine routinemäßige Anwendung noch nicht empfohlen werden. Die bisherigen Ergebnisse zeigen auch nur eine Scharfeinstellungsmöglichkeit von allenfalls 0,5 Dioptrien. 3 Dioptrien sind jedoch notwendig um auf 30cm lesen zu können. Sie können daher bisher nicht empfohlen werden

  • 6. Light Adjustable Lens (LAL): Durch UV-Bestrahlung kann nachträglich die Stärke der Linse im Auge nachjustiert werden. An sich eine sehr gute Idee, da bei Linseneinpflanzungen aufgrund der unterschiedlichen Heilungstendenz der Menschen nicht immer der geplante Wert exakt erreicht wird und man so nachträglich korrigieren kann. Sie sind jedoch sehr teuer und der Vorgang lässt sich nicht wiederholen, wenn sich die Werte später noch mal ändern sollten. Man muß auch bis zu dieser Nachbehandlung starke Lichtschutzgläser tragen, was im Alltag etwas lästig ist. Es ist noch nicht bekannt ob die so eingestellte Brechkraft langfristig stabil ist. Derzeit sind sie für die breite Anwendung nicht geeignet und noch als Versuchsstadium anzusehen

  • 7. Weitere Sonderlinsen:

  • 7a: Linsen mit aufwendigerer Optik als die obige sphärische Monofokallinse, die asphärische Linse. Hier gelingt es durch eine spezielle Form die Abbildungsschwächen der sphärischen Linsen im Randbereich zu verbessern. Dadurch kommt es zu einem verstärktem Kontrastsehen im Dämmerlicht und somit zu einem besserem Nachtsehen. Sie müssen dann aber auch ideal (zentriert) sitzen, sonst ist das Sehen schlechter als mit einer normalen Linse. Allein schon deswegen sind sie nicht für jedes Auge geeignet und weiterhin gibt es auch noch unterschiedliche Typen (aberrationsneutral, aberrationskorrigierend etc.), die je nach Auge besser oder schlechter sind. Sie sind übrigens als Ein-Stärken-Linse und als Mehr-Stärken-Linse erhältlich. Langsam entwickeln sie sich zur Standardlinse und viele Linsenmodelle werden nur noch in asphärischer Form angeboten.

  • 7b: Linsen mit besonderen Filtern zum Schutz der Makula (Blaufilterlinsen oder auch "gelbe Linsen"; genannt bzw. Violettfilterlinsen) wurden insbesondere bei Makulopathieneigung längere Zeit empfohlen. Lediglich Laborversuche sprachen dafür, daß diese Linsen die Entwicklung einer Makulopathie verzögern. Beim Menschen konnte dies jedoch trotz zahlreicher Studien nicht bewiesen (neudeutsch: “evidenzbasiert”) werden ! Durchaus angenehm kann der Wegfall eines übermäßigen Blau/Lilasehens sein, der bei klaren Linsen manchmal in der ersten Zeit nach der Operation auftritt, das sich aber bald wieder gibt. Praktische Erfahrungen zeigen leider gelegentlich einen negativen Einfluß auf die Innere Uhr bei der Blaufilterlinse, da das blaue Licht für den inneren Tag/Nachtrhythmus verantwortlich ist (s. auch Die Bedeutung des Lichtes). Es gibt Berichte über schlechtere Schlafqualität im Verhältnis zu Patienten mit klaren Linsen. Es ist jedoch auch dies umstritten. Blaufilterlinsen werden angesichts fehlender echter beweisbarer Vorteile nicht mehr empfohlen.

  • 7c: Linsen zum Ausgleich stärkerer Hornhautverkrümmungen (torische Linsen), um zumindest auf eine Entfernung scharfes Sehen ohne Brille zu ermöglichen. Sie sind aufwendig in der Anpassung, es können aber schöne Erfolge bei stärkeren (mehr als 1,5 Dioptrien liegen bei 16% der Patienten vor) Hornhautverkrümmungen erzielt werden. Hier zeigen sie auch bessere Ergebnisse als eine Korrektur durch Schnitte. Wenn man eine solche Hornhautverkrümmung hat und eine multifokale Linse wünscht, kann sogar eine solche - dann multifokal-torische - Linse, eingesetzt werden. Insgesamt hat sich ihr Marktanteil in 2014 auf 9% erhöht. Ganz wichtig ist es hier jedoch in den ersten 4 Wochen Erschütterungen (z.B. Joggen) zu vermeiden, da diese Linsen sich sonst drehen und das optische Ergebnis verschlechtert wird. Siehe auch unter Sport nach Augenoperationen. Gar nicht mal selten (mit den aktuellen Modellen in 8% der Fälle) muss hier dann nachjustiert - sprich nachoperiert - werden. Mit einem kleinen Eingriff wird die Linse wieder in die richtige Stellung gedreht. Eine Statistik aus 2017 stellte nur einen 0,3%-Anteil der torischen Linsen in Europa fest.

  • 7d: EDOF-Linsen (EDOF= extended depth of focus= erweiterte Tiefenschärfe) stellen eine neue Generation Kunstlinsen dar. Ihr Design minimiert im Vergleich zu den multifokalen Linsen störende Lichteffekte und Einschränkungen des Kontrastsehens und ermöglichen ein brillenfreies Sehen in der Ferne und im Zwischenbereich (50-100cm), wenn die Implantation ideal klappt. Für ein scharfes Sehen im Nahbereich ist weiterhin eine Lesebrille notwendig. Die ideale Multifokallinse für den "Compterfreund" also.

Was ist denn nun eine für mich sinnvolle Linse ?

Für den "Normalen" ohne große Hornhautverkrümmung ist als Standard eine asphärische Monofokallinse aus faltbarem hydrophoben Akrylat mit eingebautem UV-Filter sicher eine solide, qualitativ und optisch gute Lösung. Bei stärkerer Hornhautverkrümmung sollte sie torisch sein. Ansonsten muss man wissen, ob man die besonderern Eigenschaften der anderen Linse unbedingt will und mit ihren Nachteilen leben kann. Ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem Operteur Ihres Vertrauens kann das klären.

Wie muß ich mich nach der Operation verhalten ?

In der ersten Woche Verzicht auf Reiben, Augenkontakt mit schmutzigen Fingern, staubige Umgebungen und die Anwendung von Kosmetika. Die künstliche Linse sitzt nach spätestens 4 Wochen fest verwachsen im Kapselsack der ehemaligen Linse und es gibt dann - bei regulärem Verlauf - körperlich keine Einschränkungen mehr. Davor muss auf Erschütterungen (Laufen!), Sprünge, abrupte Kopfbewegungen, etc. verzichtet werden. Vor allem nach Einpflanzen torischer oder multifokaler Linsen ist dies für das reguläre Einwachsen und die einwandfreie spätere Funktion wichtig und hier muß man eher länger Vorsicht walten lassen. Selbstversorgung zu Hause mit Kochen und z.B. den Müll rausbringen ist von Anfang an möglich. Leichte Übungen aus dem gymnastischen oder koordinativen Bereich, können bei normalem Verlauf, schon nach einer Woche wieder begonnen werden. Pressen und Gewichtheben erst nach 4 Wochen. Solange entzündungshemmende Augentropfen genommen werden, sollten keine Schwimmbad- oder Saunabesuche stattfinden. S.a. unter Sport nach Augenoperationen. Duschen und Haarewaschen geht von Anfang an, da man dabei die Augen schließt oder ggf. auch eine Schwimmbrille aufsetzen könnte. Über das geschlossene Auge sollte man aber nicht mit dem Handtuch rubbeln. Autofahren geht natürlich erst wieder, wenn ausreichendes Sehvermögen gegeben ist, also ggf. erst nach Brillenanpassung und diese kann erst frühestens 6 Wochen nach der Operation erfolgen.

Welche Beziehung besteht zum Grünen Star ?

Die Operation des Grauen Stars hat in vielen Fällen als Nebenwirkung eine Senkung des Augeninnendrucks. Bei Gesunden im Mittel 2,5mmHg, bei Vorliegen eines Weitwinkelglaukoms bis zu 5mmHg und bei einem Engwinkelglaukom bis zu 12mmHg. Dies ist aber nicht genau voraussagbar und insofern ein erfreulicher Effekt aber keine gangbare Therapieform des Grünen Stars ohne das gleichzeitige Vorliegen eines Grauen Stars. Man kann zusätzlich die Gelegenheit nutzen, wo man sowieso "im Auge" ist, während der Grauer-Star-Operation kleine Ventile miteinzubauen. Erfreulicherweise gibt es aber auch zahlreiche Patienten, die nach einer ganz normalen Operation des Grauen Stars eine solche Senkung ihres Augeninnendrucks haben, dass sie keine Grüner-Star-Augentropfen nach der Operation mehr nehmen müssen.

Seit wann werden Graue Stare operiert ?

Bereits aus Babylonischer Zeit ist der sogenannte Starstich bekannt. Beim Starstich wurde mit einer sogenannten “Starstichnadel“ in das Auge gestochen und die getrübte Augenlinse auf den Boden des Augapfels gedrückt. Dadurch konnte das Licht ohne Hindernis auf die Netzhaut fallen und der Patient konnte wieder Licht erkennen. Durch die fehlende Brechkraft der Linse lag jedoch eine starke Fehlsichtigkeit von 20 Dioptrien (dptr.) und damit ein absolut unscharfes Sehen vor. Die Operation wurde in der Regel von spezialisierten Wundärzten - sogenannten Okulisten oder auch platt Starstechern - vorgenommen. Es handelte sich dabei um ein reisendes Gewerbe. Das war für den Okulisten auch sicherer, denn häufig traten später schwere Infektionen oder ein schmerzhafter Grüner Star auf. Dann war der Okulist aber schon weitergereist.

Erst in der Neuzeit lernte man die Linse komplett aus dem Auge zu entfernen. Weiterhin bestand dann jedoch das Problem, daß die starke Fehlsichtigkeit durch das Fehlen der natürlichen Linse, durch eine sehr dicke Brille - die Starbrille - ausgeglichen werden musste. 1948 wurde dann die erste künstliche Linse eingepflanzt. Dies war übrigens eine Folge von Beobachtungen aus dem zweiten Weltkrieg:

“Die britischen Luftwaffenpiloten hatten teilweise Acrylglaskanzeln. Wurden sie abgeschossen und bekamen diese Splitter ins Auge, wurde der Fremdkörper häufig ohne Probleme vom Auge vertragen. Dies regte einen englischen Augenarzt zur Herstellung der ersten künstlichen Linse an.”

Jahrzehntelang gab es aber noch Probleme mit den eingepflanzten Linsen. Eine lange Entwicklung führte schließlich in den 80er und 90er Jahren zur heute verwendeten Operationstechnik mit den modernen gut verträglichen Linsen.

Wie lernt der Operateur das Operieren des Grauen Stars ?

In der Regel ist er bereits ein erfahrener "konservativer", also eigentlich nicht operierender Augenarzt, der jedoch schon eine gewisse manuelle Geschicklichkeit bei der Chirurgie der Lider erworben hat. Dann erfolgt entweder eine virtuelle Ausbildung des Operationsablaufs mit einem "Virtual Reality-Operationssimulator" und/oder klassisch Operationen am Schweineauge (s.Bild unten). Anschliessend wird bei Operationen des Grauen Stars assistiert und dann unter Supervision eines erfahrenen Operateurs Schritt für Schritt und mit steigendem Schwierigkeitsgrad die Operation gelernt und geübt. Der Patient muss dabei keine Angst haben, denn der überwachende Kollege kann jederzeit eingreifen.

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Operationsschulung: Ein Auge eines regulär zur Fleischproduktion geschlachteten Schweines wird entnommen, auf ein Plastikgesicht gelegt und die Operation unter dem Mikroskop durchgeführt.

Wird der graue Star auch bei Tieren operiert ?

O ja, immer häufiger. Eine deutsche Firma stellt Kunstlinsen speziell für Tieraugen her. Vom Seelöwen, über das Känguru bis zum Rehpinscher ist alles möglich. Spezialisierte Tier- oder Augenärzte operieren dann den Grauen Star. Bei Großtieren sind meist Zoos die Auftraggeber. Ein Beispiel ist die Operationdes 42-jährigen Gorillas Assumbo aus dem Rostocker Zoo. Er wurde vom Chef der Uni-Augenklinik Rostock vor Ort operiert. Nach der Narkose wirkte er sehr überrascht und betrachtete lange seine Hände und dann die Umgebung. Bei Kleintieren sind die Auftraggeber meist Privatleute. Hauptsächlich Hunde aber auch teilweise Katzen sind ihren privaten Besitzern das Geld wert. Manche Hunderassen sind besonders anfällig für die Entwicklung eines frühen grauen Stars.

(Stand 29.11.2023)